IHK-Magazin Ausgabe 07/2022

Auch das Hotel- und Gaststätten- gewerbe fühlt sich in die Zange genommen von den explodierenden Energiekosten auf der einen und dem Fachkräftemangel auf der anderen Seite. „Zwei Jahre Corona haben in unserer Branche alles verändert“, so ein Gastronom. Als Konsequenz dünnten Restaurants Öffnungstage, Öffnungszeiten und ihr Angebot aus. Gastredner auf der Vollversammlung war Professor Hubertus Bardt. Der Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sprach über die aktuelle Energiekrise und die langfristigen Aussichten. Zur Lösung des Problems, dass derzeit die sehr teure Stromproduktion durch Gaskraftwerke den Preis bestimme, müsse jede verfügbare Kapazität ans Netz. „Wenn man das EU-weit hinbekäme, wäre das noch der geringste Markteingriff“, so der Ökonom. Skeptisch zeigte sich Bardt gegenüber Vorschlägen, in die Funktionsweise des Strommarkts einzugreifen. Dies sei mit schwer kalkulierbaren Risiken verbunden. Wenn der Staat etwas unkompliziert und ohne Markteingriffe tun wolle, könne er indes Steuern und Abgaben auf Energie senken. Um den Unternehmen Luft zu ver- schaffen, schlug er ebenfalls ein einfaches Mittel vor: „Der Staat sollte auf die Steuervorauszahlungen ver-

fehlenden Fachkräften es sehr schwer mache, die vollen Auftragsbücher ab- zuarbeiten. „Die Unsicherheit ist die größte Belastung“, fasste es ein Ma- schinenbauer zusammen. Es bestehe die große Sorge, dass die Wirtschaft unabhängig von den aktuellen Pro- blemen mittel- und langfristig sehr viel Wettbewerbsfähigkeit einbüße. Vertreter des Handels zeigten sich besorgt über das eingebrochene Kon- sumklima. Die Verbraucher hielten das Geld zusammen, gleichzeitig litt der Handel unter steigenden Kosten für Energie und Vorleistungen sowie extrem langen Lieferzeiten. Einem Vertreter aus dem personal- intensiven Dienstleistungsbereich bereitet der durch die Mindestlohn- erhöhung ausgelöste Kostenschub bei einfachen Tätigkeiten Sorge. „Meine Kunden sind derzeit aber nicht bereit oder in der Lage, die dafür nötigen Preisanpassungen zu akzeptieren“, sagte ein Unternehmer. Vertreter der Banken beschrieben das Dilemma, dass eine Korrektur der fehlgeleiteten EZB-Politik un- umgänglich ist, andererseits erhöhte Zinsen die gerade jetzt notwendigen Unternehmensinvestitionen deutlich erschwerten. Ein Bankenvertreter berichtete, dass sowohl die Nachfrage nach Immobilien- als auch Unterneh- menskrediten zurückgehe.

Als Gastredner zur Energiekrise geladen: Professor Hubertus Bardt, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

zichten. Das würde sehr kurzfristig die Liquidität verbessern“, regte Bardt an. Langfristig sei die größte Heraus- forderung, wie wir die Klimaziele ohne billiges russisches Gas hinbe- kommen sollen. „Das war die Brücke zur Dekarbonisierung. Doch die gibt es nicht mehr und das andere Ufer ist weit weg. Und selbst bei einem raschen Frieden würden wir uns nicht mehr auf die gleiche Abhängigkeit einlassen.“ Bardts Fazit: „Wir werden beim Gas auch langfristig nicht mehr zu den alten Preisen zurückkehren.“ Was das für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und damit unseren Wohlstand bedeute, werde sich in den kommenden Jahren zei- gen.

IHK-VOLLVERSAMMLUNG Einladung zur Dezember-Sitzung Zu der mitgliederöffentlichen Vollversammlung der IHK Rhein-Neckar in Mannheim am Mitt- woch, 14. Dezember 2022 um 15:00 Uhr, sind Mitglieder bzw. deren Vertreter herzlich eingela - den. Aufgrund der begrenzten Plätze werden die schriftlichen Anmeldungen nach ihrem Eingang berücksichtigt. Melden Sie sich bitte bis spätes - tens Mittwoch, 30. November 2022, per Post oder E-Mail bei:

ENERGIEKOSTENDÄMPFUNGSPROGRAMM

Antragsfrist verlängert Unternehmen mit hohen Zusatzkosten aufgrund gestiegener Energiepreise können einen befris - teten Zuschuss erhalten. Die Antragsfrist für das sogenannte Energiekostendämpfungsprogramm wurde verlängert. Mehr unter

IHK Rhein-Neckar Frau Simone Heck

Postfach 10 61 61 68016 Mannheim simone.heck@rhein-neckar.ihk24.de

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