IHK-Magazin Ausgabe 2/2025

TIPPS

MOBILE AUSBILDUNG Aus der Not geboren Mit der Novelle des Berufsbildungsgesetzes kann auch offiziell mobil ausgebildet werden. So wie bei Hays in Mannheim.

AUS- BILDUNG

I n Pandemiezeiten war es die Notlösung: Betriebe mussten teilweise große Ausbil- dungsabschnitte virtuell durchführen, da die Ausbildung im Betrieb nicht möglich war. „Diese Zeit stellte die duale Berufsbildung vor enorme Herausforderungen“, erinnert sich Tobias Nath, IHK-Bereichsleiter „Kaufmännische Berufsaus- bildung“. Dass sich das Thema als mehr als nur eine Not- lösung entpuppte, liegt an den positiven Erfah- rungen, die viele Unternehmen mit ihren in der Pandemie kurzfristig entwickelten Konzepten machten. So auch die Hays AG, Personaldienst- leister mit Unternehmenszentrale in Mannheim. Rund 800 Mitarbeiter sind hier beschäftigt; rund 50 davon sind junge Menschen in Nach- wuchsprogrammen, deutschlandweit 140. Für Hays hat sich mobiles Lernen in der Aus- bildung inzwischen als pädagogisches, metho- disches und didaktisches Element bewährt. „Bei uns bleibt die neue Form der Ausbildung auch künftig ein wichtiger Baustein in der Berufsaus- bildung“, betont Ausbildungsleiterin Vivienne Kettner. Überdies gelte die Fähigkeit zum mo- bilen Arbeiten heutzutage als Skill, der in der Ausbildung vermittelt werden muss. Seit dem 1. August 2024 gibt es mit dem In- krafttreten des neuen Berufsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetzes eine verbindliche gesetzliche Regelung, mit der Mindeststan- dards für digitales Ausbilden festgelegt werden, wie IHK-Experte Nath erklärt. „Unternehmen müssen rechtliche Vorgaben beachten und die zusätzlich erforderliche Hard- sowie Software für die Auszubildenden kostenlos zur Verfügung stellen. Und ganz wichtig: Nicht alle Ausbil- dungsinhalte eignen sich für eine mobile Ver- mittlung, ebenso wie nicht jeder Auszubildende mit der Situation zurechtkommt.“ Das bestätigt auch Vivienne Kettner. „Wann und wie viel mobile Ausbildung ratsam ist, muss situativ entschieden werden. Viel hängt ab vom Reifegrad, der Kompetenz, der Selbst- ständigkeit und der Eigenverantwortung des Auszubildenden.“ Weitere Aspekte seien der

Vivienne Kettner ist Ausbildungsleiterin bei der Hays AG in Mannheim.

Ausbildungsstand und der Aufgabenbereich. Kettner rät zu einer ausführlichen Einarbeitung. Bei Hays findet diese Phase komplett in Präsenz statt. „Die jungen Leute müssen erstmal lernen, wie sie ihren Arbeitstag strukturieren und sich selbst motivieren können.“ Gut funktioniere mobile Ausbildung bei Aufga- ben, die ortsungebunden sind, also im Bereich Büro und Verwaltung. Arbeiten in Produkti- ons- oder Werkstätten eigneten sich weniger. Unabdingbar sei der tägliche intensive Kontakt zwischen Azubi und Unternehmen, auch wenn er virtuell stattfindet. „Wir legen großen Wert darauf, dass ein Teil der Ausbildung in Präsenz stattfindet. Es geht ja auch um die Integration im Team und um das Lernen durch Beobachten: wie man gut telefoniert, wie man gemeinsam am Computer arbeitet, wie man etwas zusammen erarbeitet, wie man Beziehungen aufbaut.“ KH

Wir legen großen Wert darauf, dass ein Teil der Ausbildung in Präsenz stattfindet. Hays-Ausbildungs - leiterin Vivienne Kettner

ANSPRECHPARTNER ZUR MOBILEN AUSBILDUNG:

Tobias Nath

0621 1709-870 tobias.nath@rhein-neckar.ihk24.de

49

IHK Magazin Rhein-Neckar 02 | 2025

ihk.de/rhein-neckar

Made with FlippingBook Learn more on our blog