IHK-Magazin Ausgabe 2/2025

TIPPS

DAS EU-MERCOSUR-ABKOMMEN Schub für die Exportwirtschaft? Im Dezember haben sich die EU mit vier südamerikanische Staaten vorläufig auf ein Handelsabkommen geeinigt. Was sich dahinter verbirgt.

INTER­ NATIONAL

einen Markt mit 718 Millionen Verbrauchern und fast 25 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts umfassen würdet. Das Abkommen sieht vor, den Handel beider Wirt- schaftsräume zu liberalisieren, unter anderem durch den Abbau von Zöllen für Exporte und Importe sowie einen ver- besserten Zugang zu den attraktiven Dienstleistungsmärk- ten auf beiden Seiten. Zudem soll der Zugang zu kritischen Rohstoffen wie Lithium und Kupfer erleichtert werden. Wie groß ist die Bedeutung des Mercosur? Rund 12.500 deutsche Unternehmen exportieren in die Länder des Mercosur, 72 Prozent davon sind kleine und mittlere Betriebe. Die deutschen Ausfuhren in südame- rikanischen Wirtschaftsraum sichern nach Angaben der EU rund 244.000 Jobs in Deutschland, EU-weit sind es 855.000. Was könnte sich beim Zoll ändern? Allein der Wegfall von Zöllen zwischen den beiden Wirtschaftsräumen würde deutsche Unternehmen jährlich um Kosten in Milliardenhöhe entlasten. Mit Blick auf den Zollabbau wäre es das größte Handelsabkommen der EU: Der Mercosur würde die Zollsätze auf rund 90 Prozent der Importe von Industrieprodukten aus der EU senken. Im Gegenzug könnten rund 80 Prozent der Exporte von Industrieprodukten des Mercosur in die EU bereits mit Inkrafttreten des Handelsabkommens zollfrei eingeführt werden. Wie geht es weiter? Ob das angekündigte Mercosur-Abkommen aller- dings tatsächlich zur Anwendung kommen wird, hängt davon ab, ob es im Europäischen Rat und im Europäischen Parlament entsprechende Mehrheiten geben wird. Einige Mitgliedstaaten – insbesondere Frankreich, Österreich und Polen – stehen dem Abkommen ablehnend gegenüber und versuchen eine Sperrminorität im Rat zu organisieren. Im diesem Fall wäre das Abkommen gescheitert. Die Entschei- dung hierüber dürfte dieses Jahr fallen. ANSPRECHPARTNERIN ZUM LATEINAMERIKA-GESCHÄFT: Kathrin Fausel 0621 1709-226 kathrin.fausel@rhein-neckar.ihk24.de

Der Hafen von Rio de Janeiro: In der brasilianischen Stadt haben sich viele Unternehmen aus dem Öl-, Gas- und Ener- giesektor angesiedelt.

Wer sind die Mercosur-Staaten? Der Mercosur (Mercado Común del Sur) ist der wichtigste Wirtschaftsraum in Lateinamerika. Eines seiner Hauptmerkmale ist der freie Verkehr von Waren, Dienst- leistungen und Arbeitskräften. Die vier Gründungsmitglie- der sind Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Was will Mercosur? Wesentliches Ziel ist es, eine Zollunion mit einem gemeinsamen Außenzolltarif zu etablieren. Bisher kann jedoch jeder Mitgliedstaat umfangreiche Ausnahmen definieren. So schützen die Mercosur-Länder ihre hei- mische Wirtschaft mit teils prohibitiv hohen Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen gegen Importe aus Drittstaaten. Auch Unternehmen aus der EU, die Produk- te in den Mercosur liefern, sind bislang noch mit hohen Einfuhrzöllen konfrontiert. Das soll sich mit dem neuen Handelsabkommen ändern. Was beinhaltet das Abkommen? Mit dem EU-Mercosur-Abkommen soll eine der größten Freihandelszonen der Welt geschaffen werden, die

54

IHK Magazin Rhein-Neckar 02 | 2025

ihk.de/rhein-neckar

Made with FlippingBook Learn more on our blog