Typisch Italien

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Matteo Pola hat prima Laune. Tatsächlich scheint der wuschelige Kopf hinter Fontanabianca gar keine schlechte zu kennen. „Uns geht’s doch gut!“ Sagt sich so einfach, aber selten klingt es so wahr wie bei ihm. Im Video-Call ist Matteo gleich verbindlich: „Schade, dass ich dich nicht herumführen kann, aber der Akku vom Laptop hält dafür nicht lang genug.“

V or unserem Gespräch war er im Keller, erzählt er, wo gerade der Tresterhut überspült wird. Der Keller ist Matteos Revier, während sein Vater Aldo sich vor allem um die

mehr. Das Mundgefühl der Weine ist wesentlich runder.“ Er sei froh, dass auch viele Kunden ihm die Rückmeldung geben, dass es ihnen jetzt besser schmecke. „Süßer, sagen sie dann oft“, er lacht,

Weinberge kümmert, bis Matteos jüngster Bruder mit der Weinbauschule fertig ist. „Es ist ja so, dass ich wirklich richtig Glück gehabt habe. Mein Vater hat dieses Weingut an mich übergeben und gesagt, die Jugend habe Energie und Ideen, da wolle er nicht im Weg stehen, also hat er mich machen lassen.“ Ganz so harmonisch ist es vielleicht doch nicht abgelaufen, am Anfang haben sich Generation Zwei und Drei der Pola- Winzer schon auch mal in die Haare be- kommen. Aber jetzt sei Vater Aldo genauso „happy“ wie er selbst. Und das Wort klingt mit italienischem Akzent noch fröhlicher als sowieso. Der 31-Jährige gebietet über 15 Hektar Weinberge und ein neues, Ende 2018 fertig gestelltes Weingutsgebäude. „Ich habe das Potenzial der Weine gesehen, aber zu

„ich nehme das als Kompliment, auch wenn die Weine natürlich genauso trocken sind, wie die älteren Jahrgänge.“ Seinen Einfluss und Tatendrang kann man nicht unterschätzen, nicht nur das Weingut wurde umgebaut, sondern Matteo hat auch einiges am Stil von Fontanabianca verändert, seit er 2016 in das Weingut ein- getreten ist. Im Weinberg wird früher ge- erntet („Ich will auf keinen Fall überreife Trauben!“) und im Keller hat er die Maische- standzeit reduziert, so betont er verglichen mit den meisten Kollegen Frucht und Frische der Weine. „Ich bin stolz darauf, dass meine Weine leicht zu trinken sind, denn das bedeutet schließlich nicht, dass sie kein Potenzial haben. Es muss nicht der alko- holische, kraftvolle Blockbuster sein. Ehrlich gesagt, will man davon doch keine ganze

» ICH BIN STOLZ DARAUF, DASS MEINE WEINE LEICHT ZU TRINKEN SIND, DENN DAS BEDEUTET SCHLIESSLICH NICHT, DASS SIE KEIN POTENZIAL HABEN ... « Matteo Pola

D I E S T E I G E R U N G V O N „ F Ü R J E D E N T A G “ FONTANA- BIANCA

Flasche trinken und wenn doch, dann steht man am nächsten Morgen bestimmt nicht gerade schwungvoll auf.“ Matteo grinst breit und setzt hinzu: „Ich liebe Riesling und auch Burgunder. Das sind Weine, die schlank sind und Spaß machen, da bekommt man locker die Flasche leer. Das gefällt mir viel besser als ein Wein, der nach einem Glas schon satt macht.“ Es kommt ihm auf die Balance an, der Wein muss ein ausgewogenes Verhältnis haben aus Tannin, Säure und Frucht, sonst

meinem Vater gesagt, dass wir ein neues Weingut brauchen, so wie es davor gewesen ist, bekamen wir das nicht umgesetzt.“ Jetzt steht das Gebäude direkt am Bordini-Weinberg von dem der Top-Barbaresco des Weinguts stammt. Die riesige Fensterfront des modernen Verkostungsraums lenkt den Blick auf die Altstadt von Neive, die auf der nächsten Hügelkuppe thront. Alles ist neu und vom Besten. Stahl- und Zementtanks, sowie ein darunter liegender Keller mit verschiedenen Fassgrößen von Barriques bis zu den traditionellen Botti. Wenn die Weine in die Lagerung gehen, muss nicht mehr gepumpt werden. Heute ist alles so angelegt, dass der Wein nur mittels Schwerkraft bewegt wird. „Das Pumpen ist nicht gut für den Wein, man kann sich das so vorstellen, wie im Flug- zeug, wenn die Ohren zugehen. Der hohe Druck schockiert den Wein sozusagen“, meint Matteo. Der noch größere Effekt sei aber dem neuen Fasskeller geschuldet. „Ja, das ist jetzt überhaupt erst ein richtiger Keller. Davor standen die Fässer in einem Schuppen, wo die Luftfeuchtigkeit viel niedriger ist als bei einem Raum unter der Erde.“ Die Feuchtigkeit verändere das Verhalten des Eichen- holzes, sagt Matteo, und die Tannine, die aus dem Holz stammen, würden sich dadurch im Wein ebenfalls anders anfühlen. „Vorher waren die Tannine viel trockener und harscher, jetzt schmelzen sie

gefällt er ihm nicht. Das Gleich- gewicht dieser Komponenten mache den Wein am Ende einfach zu trinken, sagt Matteo. „Manche Kunden haben das Vorurteil, dass ein Wein in jungen Jahren irgendwie im Ungleichgewicht sein sollte, um gut über mehrere Jahre zu reifen. Da hört man dann oft, das Tannin sei ja schon krass, aber das werde sich schon integrieren.“ Matteo zuckt die Achseln: „Kann sein, aber jetzt ist die Flasche auf, mein Freund.“

1. | MATTEO POLA UND SEIN VATER ALDO IM WEINBERG 2. | DIE WEINBERGE VON FONTANABIANCA IN NEIVE

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