Typisch Italien

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B E S C H E I D E N A N D E R W E L T S P I T Z E

Die Geschichte des Weinguts und des Mannes Livio Felluga zu erzählen, bedeutet gleichzeitig auch, einen großen historischen Kontext aufmachen zu müssen. Livio ist 1912 geboren auf der Halbinsel Istrien, die damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Aber dann kam der Erste Weltkrieg, nach dem die Halbinsel Italien zugeschlagen wurde – sie war gewissermaßen der Preis, um die Italiener auf die Seite der Alliierten zu ziehen.

I n der Zeit zwischen den Kriegen arbeitete der junge Livio mit seinem Vater in den Weinbergen der Familie und machte Weine, die in der Gaststätte des Großvaters ausge- schenkt wurden. Als der nächste Weltkrieg kam, lebte er bereits

im Friaul und war alt genug, um eingezo- gen zu werden. Und so kämpfte Livio und geriet in Kriegsgefangenschaft. Während dieser Zeit kam er nach Schottland und lernte als Arbeiter bei der Kartoffelernte moderne, landwirtschaftliche Methoden kennen. Als er freikam, war er Mitte 30, Istrien jugoslawisch und hinter dem Eisernen Vorhang verschwunden. Livio ging also zurück ins Friaul und begann, sich nach Weinbergen umzusehen, denn er erkannte schnell, dass der dortige Wein sehr viel Potenzial hatte.

rebsortenreinen Weinen, wobei Livio beson- ders auf Weißwein setzte, was damals eher untypisch war. Vorherrschend im Friaul der 50er Jahre waren Merlot und Cabernet Franc, die autochthonen Weißweinsorten ließ man links liegen. So oblag es Livio, Sorten wie den Friulano für die große Weinwelt wieder zu entdecken. Das war aber nicht alles, denn er pflanzte auch viele internationale Sorten, wie Pinot Grigio oder Sauvignon Blanc, um damit ebenfalls große Erfolge zu feiern. Die sortenreinen Weine sollten allerdings nicht allein bleiben, sondern alsbald durch Cuvées der friulischen und internationalen Sorten ergänzt werden. Die wesentliche Neuerung Livios war eine neue Kellertechnik, die damals noch

» WENN ICH NACH INSPIRATION ODER MUT FÜRMEIN EIGENES LEBEN SUCHE, DANNMUSS ICH NUR AN SEINE GESCHICHTE DENKEN. « Laura Felluga

Damals krähte außer ihm kein Hahn

nach Wein aus dem Friaul, sodass Livio kaum Probleme hatte, an Top-Lagen zu kommen. In den 50er Jahren gab es insgesamt kaum italienischen Wein, der

revolutionär war, so sehr sie heutzutage auch ganz normal und auf der ganzen Welt verbreitet ist, nämlich die Gärung in Stahltanks. Mit dieser Methode gelang es, den Wein mit einer zugänglichen,

außerhalb des Landes getrunken wurde, dass sich daran etwas ändern sollte, lag nicht zuletzt auch an Livio selbst. „Wenn ich nach Inspiration oder Mut für mein eigenes Leben suche, dann muss ich nur an seine Geschichte denken“, sagt Laura, die Enkelin des Gründers. Dabei hatte er keine übermäßig komplizierte Philosophie. „Er hat verstanden, dass Wein in jedem Schritt sehr viel Arbeit benötigt, damit er wirklich gut werden kann. Das bedeutet vor allem, dass man im Weinberg sehr viel von Hand machen muss, nicht nur die Ernte, sondern auch die Arbeiten unter dem Jahr.“ Wenn man das richtig anstellt und sich diese kostspielige Art der Weinberatung leisten möchte, dann hat man beste Voraussetzungen, um einen Terroir-Wein zu bekommen, sagt Laura. „Von Terroir-Wein hatte übrigens damals in Italien noch kein Mensch gehört. Das er ebenfalls mitgebracht.“ 1956 kam der erste Jahrgang des Weinguts Livio Felluga heraus. Direkt mit dem selbst gestalteten, heute ikonischen Etikett, das eine Landkarte der Umgebung des Weinguts in Brazzano darstellt. In den ersten Jahren lag der Fokus auf

1. | DER MANN, DIE LEGENDE: LIVIO FELLUGA 2. | DIE ABBAZIA DI ROSAZZO IST SEIT DEM 13. JAHRHUNDERT EIN ORT DES WEINBAUS

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