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Elisabetta Geppetti strahlt förmlich vor Freude, wenn sie einen Besucher in der Fattoria Le Pupille in der Nähe von Grossetto empfängt. Das Gebäude wirkt auf den ersten Blick sehr streng mit ordentlichen rechten Winkeln und mit dem eines Golf Courts würdigen Rasen ausgestattet. Aber nach einigen Minuten mit der Hausherrin wird klar, dass es sich hier nur um die äußere Ordnung handelt, die es manchmal braucht, um innere Leidenschaft in fruchtbare Bahnen zu lenken. Elisabetta plaudert so charmant und einnehmend, man müsste schon ein besonderes Gemüt haben, um nicht sogleich verzückt zu sein. D abei ist die „Lady of Maremma“ so eine Art Gegen- stück zu der Region, die nur durch sie bekannt geworden ist. Wo Elisabetta äußerlich sehr elegant wirkt und eine
Passion in sich trägt, wirkt die Maremma immer noch wild im Anschein, birgt aber in sich das Potenzial zu großer Kultiviert- heit. „Man muss das geschichtlich sehen. Die Maremma ist schon immer für ihre Schönheit besungen worden, aber auch für die bittere Härte des Landes“ (siehe Folgeseite). Elisabetta gibt einen Abriss der Geschichte der Maremma. Bedeutend für das Land sind die Flüsse, die aus der Toskana und vom Monte Amiata in die eher flache Küstenregion enorm viel Wasser brachten. Das Land war immer wieder übersättigt und versumpfte. Hier gab es kaum etwas außer Malaria und Straßenräubern, bis ins 19. Jahrhundert,
und unerfahren, aber mit Leidenschaft und einem guten Gespür für die richtigen Ratgeber. „Giacomo Tachis bin ich zu unendlichem Dank verpflichtet. Er hat mich damals beraten, als wir die ersten Cabernet Sauvignon Stöcke in einen der besten Sangiovese-Weinberge gepflanzt haben. Das war einfach goldrichtig.“ Sie hat den Wein nach Schwiegervater Fredi genannt, „weil er mich immer unterstützt hat, aber vor allem, weil er als erster meine Vision unterstützt hat.“ Heute ist Le Pupille vor allem für den Saffredi bekannt. Der Wein stammt von der besagten Einzellage mit Cabernet Sauvignon, Merlot und einem kleinen
» WIR HABEN IN DER GANZENMAREMMA WEINBERGE,WIR SETZEN EIN RICHTIGES MOSAIK AUS DER REGION ZUSAMMEN. « Elisabetta Gepetti
D A S M A R E M M A - M O S A I K LE PUPILLE
als Großfürsten der Toskana mit einem unheimlichen Kraftakt die Sümpfe wieder trockenlegten. 5000 Menschen sollen gleichzeitig gearbeitet haben, und das ganze Projekt dauerte etwa 30 Jahre. Danach war das Land zwar urbar, wurde aber trotzdem von den großen Entwicklungen Italiens und der Welt eher links liegen gelassen. „Das hier war Weißweinland in der Ebene und ein bisschen Sangiovese für den Morellino in den etwas besseren Lagen. Aber nichts davon war wirklich gut“, so Elisabetta achselzuckend. Doch dann kam sie! Das Weingut kam aus der Familie ihres Mannes, Elisabetta hat zwar selbst familiäre Wurzeln in der Maremma, Le Pupille gehörte aber eigentlich Fredi, ihrem Schwie- gervater. „Er hatte den ersten Wein unter eigenem Namen 1982 gemacht, einen Morellino Riserva. Der war schon echt gut, aber gemessen an unseren heutigen Standards hat er doch eher einen sentimentalen Wert.“ Kurz darauf stieß Elisabetta dazu, blutjung
Anteil Petit Verdot. Tachis hatte zuvor schon bei den „Supertoska- nern“ in Bolgheri die Kultivierung von Bordelaiser Rebsorten in der Küstenregion der Toskana angeregt. Sassicaia, Tignanello, Solaia – sie alle hat Giacomo erdacht oder zur Perfektion gebracht. „Er hatte damit einfach Recht. Na klar, man muss den Wein nur trinken,
um das zu verstehen.“ Dieser Teil der Toskana mit der Küstennähe und der trockengelegten Sumpflandschaft hat vieles mit dem Bordeaux gemeinsam, ist aber trotzdem so anders, dass der Wein seinen unverwechselbar eigenen Charakter ent- wickelt.
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1. | DIE "LADY OF MAREMMA", ELISABETTA GEPPETTI 2. | ALLES IST AKKURAT AUF LE PUPILLE
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