IHK-Global Business Ausgabe 6/2024

EUROPA/ZENTRALASIEN

EUROPA Wasserstoffversorgung der Zukunft

mit Norwegen, Dänemark, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden geschlossen hat. Gelingen soll der Import von Wasserstoff mithilfe eines europäischen Pipe- linenetzes. Dafür macht sich unter anderem die European Hydrogen Backbone (EHB) Initiative stark. Allein im Nord- und Ostseeraum könnte bis 2030 ein Angebotsüberschuss von 116 Terrawattstunden im Jahr entstehen – der auch nach Deutschland exportiert werden kann. Erste Projekte sind bereits angelaufen. Der nieder- ländische Gasversorger Gasunie ist das erste Unterneh- men, das hier bereits eine konkrete Investitionsentschei- dung getroffen hat und diese jetzt umsetzt. Der Versorger ist dabei, ein erstes Teilstück des Hydrogen Network Nederlands zu bauen: Bis 2025 soll der Rotterdamer Hafen mit der Shell-Raffinerie in Pernis verbunden sein. Bis 2030 soll die Pipeline dann das niederländische Wasserstoffnetz mit Deutschland verbinden. Konkrete Investitionsentscheidungen wie bei Gasunie gibt es jedoch nur sehr wenige. Das 2030-Ziel der Initiative ist daher sehr ambitioniert. Das zeigt auch der Projektplan. So sollen von den insgesamt geplanten 30.000 Kilome- tern knapp zwei Drittel der Pipelines erst im Jahr 2030 fertiggestellt werden. Also gerade noch rechtzeitig, um im Zeitplan zu bleiben. Denn laut dem RePowerEU-Plan der Europäischen Kommission sollen ab 2030 jährlich 20 Millionen Tonnen Wasserstoff durch Europa fließen. Nordsee wird Europas Wasserstoffkraftwerk Der Nordseeraum wird dabei zu Europas größter Quel- le für Wasserstoff. Die EHB-Initiative rechnet dort bis 2030 bereits mit einem Wasserstoffüberschussangebot von 70 Terrawattstunden im Jahr – so viel wie nirgend- wo sonst. Zu den Großerzeugern zählen das Vereinigte Königreich, Norwegen und Dänemark. Diese Länder haben bereits Wasserstoffkooperationsabkommen mit der Bundesrepublik unterzeichnet. Dänemark setzt auf eine Onshore-Pipeline, Norwegen und Schottland hingegen auf Offshore-Verbindungen durch die Nordsee. Mit dem deutsch-belgischen AquaDuctus-Projekt entsteht nicht nur ein Verbundnetz, sondern auch ihr Anschluss an die deutsche Küste. Derzeit werden auch zwei große Pipeline-Projekte für den Wasserstoffexport aus dem Baltikum und Finnland nach Deutschland geplant. Beide Rohrleitungen müssen neu ge- baut werden und sollen 2030 in Betrieb gehen. Gerade im Bal- tikum fehlen noch Kapazitäten für erneuerbare Energien, um grünen Wasserstoff zu produzieren. Finnland ist beim Thema Wasserstoff bereits weiter als die drei baltischen Länder. Auch andere Leitungen und Projekte in verschiedenen Korridoren (A: Nordafrika und Südeuropa, B: Südwest- europa und Nordafrika, E: Ost- und Südosteuropa) sind in Planung (siehe Karte). GTAI/IHK

Um den zukünftigen Bedarf an grünem Wasserstoff zu decken, setzt Deutschland auf Importe. Wie das gelingen kann, zeigt die European Hydrogen Backbone Initiative. Deutschland braucht bis 2030 rund 95 bis 130 Terawatt- stunden des Energieträgers, schätzt das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Nur etwa ein Drittel des Bedarfs soll durch die heimische Produktion gedeckt werden. Damit wird das Land den weitaus größten Teil aus dem Ausland beziehen. Europäisches Wasserstoffnetz im Aufbau Eine deutsche Importstrategie lässt noch auf sich warten. Klar ist jedoch: Die EU und ihre Anrainerstaaten wer- den wichtige Lieferanten sein. Das zeigen verschiedene Wasserstoffabkommen, die das BMWK beispielsweise

Deutschlands Wasserstoff- Lieferanten in Europa

Versorgungskorridore der European Hydrogen Backbone Initiative in Terrawattstunden für das Jahr 2030 (geplant)

Korridor A Nordafrika & Südeuropa Korridor B Südwesteuropa & Nordafrika Korridor C Nordsee Korridor D Nordische und baltische Regionen Korridor E Ost- und Südosteuropa

Angebotsüberhang Nachfrageüberhang

46

70

C

D

-115

E

B

-7

A

45

51

QUELLE: EUROPEAN HYDROGEN BACKBONE 2022

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IHK Global Business 06/2024

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