IHK-Global Business Ausgabe 6/2024

AMERIKAS

CHILE Recycling ist ausbaufähig

welche belegten, dass von Haushalten getrennt gesammelter Müll von den Entsorgungsgesellschaften wieder

„zusammengeworfen“ wurde. Recycling in der Industrie macht Fortschritte

Die Wiederverwertungsziele in der Industrie sind deutlich ambitionierter als jene im Haushaltssektor. Schon heute hebt ihr höherer Recyclingwert den Gesamtdurchschnitt bei der Wie- derverwertung auf circa 20 Pro- zent. Neben den größeren Mengen kann das Material deutlich einfacher zurückgeholt werden, da die Abfälle in getrenntem und gesäubertem Zu- stand vorliegen. In der Regel gibt es direkte Verträge zwischen den produzierenden Unter- nehmen und den Firmen, die deren Abfälle annehmen und weiterverwer- ten. Beispielsweise nimmt die Firma Volta in Santiago abgelaufene Lebens- mittel aus dem Handel an, packt sie aus und trennt die Verpackungen. Die Lebensmittel werden unter anderem Ein weiterer bedeutsamer Schritt ist die Verpflichtung der Hersteller und Inverkehrbringer zu einer gesetzes- konformen, nachhaltigen Sammlung und Wiederverwertung gebrauchter Verpackungen. Entsprechend den Vorgaben des Ley REP wurden des- halb verschiedene Rücknahmesys- teme etabliert, weitere befinden sich in Entwicklung. Diese Plattformen kommen als Kunden für Anbieter von Recyclingtechnologien in Frage, denn sie sind gesetzlich verpflichtet, Verpackungen wiederzuverwerten und verfügen außerdem über ein Budget, das sich über finanzielle Bei- träge ihrer Mitglieder speist. Davon können auch deutsche Firmen profi- tieren. GTAI/IHK zu Tierfutter verarbeitet. Deutsche Anbieter haben gute Chancen

Noch sind die Wiederverwer- tungsquoten in Chile niedrig, doch sie sollen sukzessive steigen. Einen wichtigen Schub in diese Richtung erhofft sich die Politik von dem Gesetz 20.920 zur erweiterten Produzentenverantwortung (Ley Responsabilidad Extendida del Productor; Ley REP). Das Gesetz stammt zwar bereits aus dem Jahr 2016. Doch kommen erst jetzt sukzes- sive entscheidende konkretisierende Gesetze und Bestimmungen hinzu. Kreislaufwirtschaft muss Fahrt aufnehmen Tatsächlich betrifft das Ley REP nicht nur Produzenten, sondern hat Auswirkungen auf die gesamte Ab- fallwirtschaft Chiles. Das Gesetz ist die Grundlage für die Bemühungen des Landes, einer Kreislaufwirt- schaft näherzukommen, etwa indem bestimmte Produktgruppen mit einer Recyclingpflicht belegt wer- Es bleibt noch viel zu tun: In der chileni - schen Abfallwirtschaft ist der Investitions - bedarf hoch. Um die Wiederverwertungs - quoten zu verbessern, wird moderne Recyclingtechnologie benötigt.

den. Hierzu gehören unter anderem Verpackungen, Öl und Schmierstof- fe, elektrische sowie elektronische Geräte, Industrie-, Fahrzeug- und Haushaltsbatterien und Reifen. Das Ley REP richtet sich nach elf Prinzi- pien. Interessant für Unternehmen ist besonders Punkt 5 (freier Wett- bewerb), da dieser grundsätzlich die Verpflichtung zu einer öffentlichen

Ausschreibung impliziert. Hausmülltrennung steckt in den Kinderschuhen

Die Vorgaben für die Mülltrennung in Privathaushalten umfassen fünf Kategorien und zielen in erster Linie auf Verpackungen: Glas, Papier und Kartonagen, Trinkkarton (gemeint ist vor allem Tetrapack), Metall und Kunststoff. Die Quoten liegen derzeit noch sehr niedrig, werden aber jähr- lich erhöht. Gegenwärtig bewegt sich die Recyclingquote bei städtischen Siedlungsabfällen in Chile bei ledig- lich 2 bis 3 Prozent. Generell bleibt jedoch die Frage, was mit den gesam- melten Wertstoffen passiert. Für gro- ße Frustration sorgten in den vergan- genen Jahren TV-Dokumentationen,

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IHK Global Business 06/2024

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