IHK-Global Business Ausgabe 6/2024

INDIEN

INTERVIEW „Netzwerke sind in Indien unerlässlich“

und Walldürn geliefert und vor Ort fertiggestellt. Das ist nicht nur für unsere Kunden attraktiv, sondern unterstützt den indischen Anspruch von „Make in India“. Decken Sie aus Indien auch noch andere (asiatische) Märkte ab? Kühne: Bei WEISS betreuen wir aus Indien heraus die gesamte APAC-Re- gion. Unsere Standorte in Malaysia, Singapur und Korea berichten an In- dien und werden von hier aus zentral geführt und mit regionsspezifischen Komponenten und Lösungen beliefert. Welche Tipps haben Sie für deutsche Unternehmen, die ihre Präsenz in Indien ausbauen wollen? Kühne: Zuallererst rate ich: Suchen Sie sich ein Beratungsunternehmen mit nachweislich erfolgreicher Exper- tise und Standorten im Land. Das ist essenziell, denn Netzwerke sind in Indien unerlässlich. Ich empfehle zudem möglichst früh im Prozess Kontakt zu Verbänden, zur regionalen öffentlichen Verwal- tung und Politik aufzunehmen, um regionsspezifische Eigenheiten und Vorgaben kennen zu lernen. Und was am Anfang auch sehr wich- tig ist: Unterschätzen Sie die Stand- ortwahl nicht! Indien ist ein riesiges

Viele Unternehmen prüfen derzeit eine Neuaufstellung ihrer Marktpräsenz in Indien. Das Unter- nehmen WEISS GmbH aus Buchen hat vor einigen Jahren mit einer umfang- reichen Investitionsstrategie den indischen Standort neu ausgerichtet – mit großem Erfolg. Wir fragten Florian Kühne, CSO und CCO der WEISS GmbH, wie dies gelungen ist. Herr Kühne, warum hat sich die WEISS GmbH vor sechs Jahren für den Ausbau des Standorts in Indien entschieden? Florian Kühne: Die Expansion nach Indien unterstützt unsere Strategie des globalen Wachstums und der Cus- tomer Centricity. Einige unserer Kun- den sind schon viele Jahre in Pune ansässig. Um eine schnelle Beratung, kurze Lieferzeiten und einen schnel- len Service gewährleisten zu können, war der Ausbau unseres Standorts ein folgerichtiger Schritt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Risikomini- mierung. Wir folgen hier dem Ansatz „local for local“ – also in der Region für die Region zu produzieren und Zulieferer zu etablieren. Zusätzlich haben wir im Bereich IT expandiert, indem wir den IT-Dienst- leister Ecotech übernommen haben. Wie haben Sie Vertrieb und Markt- bearbeitung in Indien organisiert? Kühne: Wir haben das Land in vier Regionen unterteilt, die jede mit einem Vertriebsmitarbeiter besetzt ist. Die Aktivitäten werden zentral aus Pune heraus gesteuert und von den jeweiligen Regionsverantwortlichen umgesetzt. Zudem verfolgen wir einen regions- spezifischen Ansatz: Anpassungen vor Ort ermöglichen uns kurze Lieferzei- ten und eine entsprechend attraktive Preisgestaltung. Baugruppen und know-how-relevante Bauteile werden aus den deutschen Werken in Buchen

Florian Kühne, CSO und CCO der WEISS GmbH in Buchen

Land, in dem sich an den wirtschaft- lichen Hotspots Industrie-Cluster gebildet haben. Hier ist es immens wichtig, dass Sie sich im richtigen Cluster ansiedeln, in der richtigen Stadt und im richtigen Stadtteil. Welche Rolle spielt dabei das lokale Management? Kühne: Setzen Sie auf einen Ge- schäftsführer aus der Region mit entsprechender internationaler Erfah- rung – das ist beim Netzwerken außer- ordentlich hilfreich. Mir begegnen in Indien hochgebildete Menschen, die sich sicher zwischen beiden Kulturen bewegen. Und auch dies ist ein Punkt, auf den Sie sich einlassen müssen: die Kultur. Auf den ersten Blick scheinen sich Indien und Europa, gerade was das Business angeht, nicht stark zu unterscheiden. Das ist aber ein Trug- schluss. Lernen Sie die Kultur und die Geschäftsgepflogenheiten kennen und bauen Sie auf Ihr lokales Ma- nagement.

Im indischen Headquarter von WEISS in Pune befindet sich auch das Engineering Knowledge Center, wo Kunden, Geschäftspartner und Mit - arbeiter an den Automationslösungen umfangreich geschult werden.

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IHK Global Business 06/2024

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