IHK-Global Business Ausgabe 08-09/2022

AMERIKAS

AMERIKAS

Welches Eis darf’s denn sein? Milchersatzprodukte sind in den USA im Trend. Nachhaltigkeits- und Gesundheitsaspekte be- stimmen zunehmend das Konsumverhalten.

USA Milch- und Fleischalternativen boomen

Kanada setzt auf Bio-Plastik und Recycling: Das erfordert andere Maschinen und Prozesse. Nicht nur Maschinenbauer wittern gute Geschäfte für Anlagen und Aus- rüstungskomponenten.

Corona-Krise und Ukraine-Krieg verändern den Lebensmittelkonsum der Amerikaner. Auch Preis- steigerungen bei Agrar-Rohstoffen und die hohe Inflation spielen dabei eine Rolle. Während der Pandemie stieg die Nachfrage nach Nahrungsmitteln, die sich auf die Gesund- heit und das Immunsystem positiv auswirken sollen. Auch der Marktanteil pflanzlicher Milchalternativen nimmt stetig zu. Zahlreiche Hersteller reagieren mit neuen Produkten auf Basis von Soja, Erbsen, Kokos, Cashew oder Mandeln. So hat Danone North America mit der Produk- tion eines griechischen Joghurts auf Grundlage von Kokos- milch und Erbsenprotein begonnen. Laut einer Studie der Hartman Group von 2021 wollen zudem knapp 30 Prozent der US-Verbraucher ihren Fleisch-

konsum aus Gesundheits-, Nachhaltigkeits- oder Kosten- gründen einschränken. Neun Prozent wollen komplett auf Fleisch verzichten. Als Folge werden mehr Fleischimitate und vegetarische Burger verkauft. Viele Unternehmen sind in den Markt für pflanzliche und zellbasierte Nahrungs- mittel eingestiegen, darunter Conagra, Kroger, Impossible Foods und Beyond Meat. JBS Meat investiert einen drei- stelligen Millionenbetrag in zellbasiertes Fleisch. In nur fünf Jahren ist die zellbasierte Fleischindustrie in den USA von wenigen Start-ups auf etwa 80 Unternehmen angewachsen. Darunter sind nicht nur solche, die techno- logische Lösungen entwickeln, sondern auch Endprodukt- anbieter. Das Segment birgt hohes Wachstumspotenzial und Chancen, neue Kundengruppen zu erschließen. GTAI/IHK

KANADA Gute Aussichten für Bio-Kunststoffe

beschleunigen die Suche nach alternativen Produkten. Anpassungsbedarf bei Maschinen und Prozessen Die Umweltschutzgesetze wir- ken sich auch auf Hersteller und ihre Produktionsprozesse aus. Alternative Werkstoffe wie tech- nische Biopolymere gewinnen an Bedeutung. Entlang der Wert- schöpfungskette führt dies teils zu neuen Herausforderungen, etwa bei der Extrusion von Bio- plastik. Die Produzenten müssen sich eng mit Ausrüstern über An- forderungen an ihre Maschinen abstimmen. Beispielsweise ist die Korrosionsbeständigkeit von Extrudern bei Verwendung von Biopolymeren ein Thema. Der Markt ist noch in der Entwicklungsphase. Die neuen Umweltschutzauflagen begin- nen erst im Laufe des Jahres 2022 zu greifen. Für deutsche Maschinenbauer und Ausrüs- ter sowie Unternehmen aus der chemischen Verfahrenstech- nik, die bereits Erfahrungen im europäischen Kontext sam- meln konnten, lohnt sich der Blick nach Kanada. GTAI/IHK

Kanada treibt den Kampf gegen Klima- wandel und Umwelt-

Zentralregierung und Provin- zen wollen eng zusammen- arbeiten, um zu gewährleisten, dass die Kosten für die Entsor- gung von Verpackungsabfällen nicht die Endverbraucher, sondern die Hersteller tragen. Umweltbewusstsein treibt Nachfrage an Das Marktpotenzial für Biokunststoffe ist groß, auch dank staatlicher Regulierung. Mit seinen großen Acker- und Waldflächen hat Kanada dafür genug nachwachsende Roh- stoffe. Vorteilhaft sind auch die großen Mengen an Rest- und Abfallstoffen aus der Land- und Forstwirtschaft, deren Bedeutung für die Herstellung von Biokunststoffen zunimmt. Die verstärkte Nachfrage der Konsumenten nach Bio- plastik oder kompostierbaren Kunststoffprodukten erhöht den Druck auf den Einzel- und Großhandel, Verpackungslö- sungen anzubieten, die nicht auf petrochemischen Erzeug- nissen basieren. Umweltschutz- richtlinien für Einweg-Artikel wie Besteck oder Plastikbecher

verschmutzung voran. Bio- kunststoffe sollen künftig erdölbasiertes Einwegplastik ersetzen. Proteste gegen die massiven Umwelteinwirkungen von Plastikmüll veranlassten die kanadische Regierung dazu, ein Gesetz auszuarbeiten, das Produktion, Import und Verkauf von sogenannten Single Use Plastics (SUP) untersagt. Das nordamerikanische Land möchte die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe voranbringen. Ein wichtiges Element ist die Einführung von Standards. Die Regierung hat mehrere Teilziele definiert. So sollen Kunststoffverpackungen ab 2030 einen Anteil von mindes- tens 50 Prozent an recyceltem Plastik enthalten. Bis dahin ist außerdem eine Recyclingquote von 90 Prozent für alle Kunst- stoffbehälter von Flüssigkeiten vorgesehen. Auch irreführende Recycling-Label sind künftig verboten, wenn es für die Ver- packung keine Einrichtungen zur Wiederverwertung gibt.

KOLUMBIEN Vergabeverfahren für größtes Klärwerk läuft

Der kommunale Wasserversorger EAAB-ESP hat den Vergabeprozess für das Canoas-Klärwerk in Bogotá eröffnet. Noch bis Ende des Jahres wird das Verfahren für das 1,5 Milliarden US-Dollar schwere Projekt dauern. Der Zuschlag soll im 1. Quartal 2023 erteilt, 2024 mit dem Bau begonnen werden. Für 2029 ist die Fertigstellung vorgese- hen. Die Anlage wird 70 Prozent von Bogotás Abwässern aufbereiten und laut Schätzungen rund 10 Millionen Menschen zugutekommen. Canoas wird die größte Kläranla- ge im Land und das zweitgrößte Werk in Lateinamerika sein. In Kolumbien wird viel Wasser verschwendet. Die Wasserverluste liegen bei über 40 Prozent und die Brauch- wasseraufbereitung ist ineffizient. So gilt zum Beispiel der Bogotá-Fluss als „totes Gewässer“. Rund eine Millionen Kubikmeter Abwasser werden täglich eingeleitet, nicht einmal mehr für den industriellen Gebrauch taugt das Flusswasser. Im neuen Klärwerk soll Abwasser für die Landwirtschaft nutzbar gemacht werden. Mit umfangrei- chen Projekten, zu denen auch Canoas zählt, will das Land die Wasseraufbereitung deutlich verbessern. GTAI/IHK Weitere Informationen und Details zu den Qualifizierungsbedingungen sind online abrufbar: acueducto.com.co/wps/portal/EAB2/Home/ambiente/ saneamiento/rio-bogota/ptar-canoas

178 KILOGRAMM Plastikabfall er- zeugte im Durch-

schnitt jeder Kanadier im Jahr 2019.

In den USA waren es 221, in der EU 122 Kilogramm.

Blick in die Kloake: Noch reinigt Kolumbien weniger als die Hälfte seiner Abwässer. Mit der Kläranlage Canoas in der Hauptstadt soll sich das ändern.

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ihk.de/rhein-neckar

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