IJAB journal 02/2023

INTERVIEW

„Unsere Netzwerke unterstützen sich gegenseitig“

Die kulturelle Bildung im Austausch mit Japan Susanne Endres ist Dozentin für Spielkulturpädagogik an der Akademie für Kulturelle Bildung. Die deutschen Spielmobile pflegen seit Jahren eine enge Partnerschaft mit ihren japanischen Kolleg*innen. Der Austausch von Know-how und gegenseitige Unterstützung sind dabei besonders wichtig.

IJAB: Frau Endres, was spielt man in Japan?

Mangas geht. In Osaka hat ein Mangamuseum eröffnet. Im nächsten Austausch möchten wir gerne mehr dazu machen. Bei unseren Austauschen geht es aber nicht nur ums Spielen. Unsere Netzwerke unterstützen sich gegen- seitig. Es geht auch um politische Anerkennung und um das Recht auf Spielen im öffentlichen Raum. Hierbei sind die diversen Spielkulturwelten von besonderem Interesse.

Susanne Endres: Eigentlich alles, was man hier auch spielt, nur mit anderen Materialien. Es gibt traditionel- le Kreiselspiele, bei denen der Kreisel mit einem Faden aufgezogen wird, Steinchenspiele, es wird mit Kreide auf die Straße gemalt sowie viele Kartenspiele. Videospiele spielen ebenfalls eine große Rolle. Um das Recht auf Spiel zu stärken und außerschulische, offene Angebote zu machen, haben sich die Abenteuerspielplätze und Spielmobile in der Japan Adventure Playground Associ- ation 4 zusammengeschlossen. Dieser Zusammenschluss ist unser Partner. Viele Rollenspiele, die sich an Mangas anlehnen, kommen aus Japan und sind auch in Deutschland populär. Hat das bei Ihren Austauschen eine Rolle gespielt? Susanne Endres: Ich hatte das Glück, dass mich mal die Tochter einer Kollegin in eine der riesigen Automatenhal- len mitgenommen hat. Das ist sehr anders als in Deutsch- land und wirklich abgefahren. Rund um Mangas und die entsprechenden Trickfilme gibt es eine riesige Szene. Es gibt siebenstöckige Kaufhäuser, in denen es nur um

Was nehmen Sie für Ihre Arbeit aus Japan mit?

Susanne Endres: Die japanische Gesellschaft ist anders als unsere. Man kann deshalb gut über die eigene Ge- sellschaft nachdenken. Bildung spielt in Japan eine große Rolle und zugleich hat Japan eine alternde Gesellschaft. Es gibt wenig Einwanderung und es wird viel mehr Wert auf Traditionen gelegt – im Vergleich dazu ist unsere Gesellschaft unkonventioneller und diverser. Innerhalb des Austauschs können wir über den Tellerrand schau- en und haben den guten Kontakt mit den japanischen Kolleg*innen. Dass wir alle die gleichen Spiele spielen, ist Teil der Inspiration, denn das schlägt Brücken. Spiele funktionieren immer, auch ohne Sprache. Aber auch die Dinge, die bei uns unbekannter sind und mit der japa- nischen Tradition zusammenhängen, sind spannend – Kalligraphie mit Tusche auf Papier zum Beispiel.

4 http://bouken-asobiba.org

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