Nachhaltigkeit, Inklusion und Kultur sind Themen Du hast gesagt, dass eure Fachprogramme immer ein besonderes Thema haben. An welchen Themen arbeitet ihr?
Miriam Wolters: In diesem Jahr beschäftigen wir uns mit allen Aspekten der Nachhaltigkeit und insbesondere mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Das heißt, wir schauen uns an, wie nachhaltig unsere Programme und unsere Häuser sind. Was können wir da verbessern? Wie immer drehen wir uns bei dieser Frage nicht um uns selbst, sondern binden Programm-Partner*innen und große Verbände, die DJH-Mitglied sind, ein. Dort schlum- mert oft viel Erfahrung auf diesem Gebiet und von dort können wir uns wertvolle Anregungen holen. Barriere- freiheit und Inklusion sind weitere Themen, mit denen wir uns regelmäßig beschäftigen und die bei früheren Fahr- ten schon mehrfach Schwerpunkt waren. Immer wieder haben wir aber auch kulturelle Themen. „In Deutschland haben wir speziell zertifizierte Kultur|Jugendherbergen mit einem entsprechenden Bildungsprofil und auch in ja - panischen Jugendherbergen gibt es viele kulturelle, meist traditionelle Angebote. Allerdings unterscheiden sich die beiden Länder vor allem bei den Übernachtungsgästen: Während wir in Deutschland vorwiegend Gruppen und Schulklassen in unseren Häusern beherbergen, sind es in Japan oft Individualreisende, die zudem eher aus dem Ausland kommen. Die japanischen Kolleg*innen geben sich große Mühe, all diesen Gästen die örtlichen Sehens- würdigkeiten und die japanische Kultur nahezubringen. Sie machen Stadtführungen, veranstalten Liederabende, stellen mit ihnen Mochis her oder bringen ihnen Origami bei. Das kann man gut adaptieren und bei uns gibt es erste ähnliche Angebote – sie sind aber stärker abgestimmt auf die jeweilige Zielgruppe. In Nürnberg, wo die Jugend-
Miriam Wolters
herberge in der mittelalterlichen Burg ist, bieten wir z. B. für die Jüngeren etwas zum Thema Mittelalter an und für die Älteren etwas zu den Nürnberger Prozessen oder zur medialen Selbstgestaltung mit unserem Bildungsprojekt youpedia.de. Dies wiederum ist für unsere japanischen Partner*innen interessant, denn außerschulische Bildung oder Verbandsstrukturen – in der Breite, wie wir sie ken- nen – gibt es in Japan nicht. Dort steht bei der Bildung meist die Schule im Mittelpunkt. Lange, inspirierende und motivierende Wirkung Was ist für die japanischen Kolleg*innen besonders interessant? Miriam Wolters: Sie suchen oft nach Systemen, die sie übernehmen können. Wie sind die Abläufe in einem Haus geregelt? Wieviel Personal gibt es in einer Jugend- herberge, und für was? Wie viele Zimmer gibt es? Aber auch die Frage, welche Chancen und Möglichkeiten wir in außerschulischen Programmangeboten sehen – fern- ab von touristischen Highlights und der Bedienung von Stereotypen. →
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