IJAB journal 02/2023

IM FOKUS – Japan

Im Fachaustausch verbunden

Atsuko Honda Übersetzung: Reiko Tidten

Herzlichen Glückwunsch zu einem halben Jahrhundert Fachkräfteaustausch zwischen Deutschland und Japan! Seit 2009 tauschen sich IJAB und CENTERYE zu Lösungen für Fragen der Jugendarbeit auf globaler Ebene aus. Der nachfolgende Beitrag fasst die aktuelle Situation in Deutschland und Japan aus der Perspektive internationaler Austauschprojekte für die Jugendarbeit zusammen und stellt die Verbindung zwischen IJAB und CENTERYE vor.

Stand der Jugendarbeit in Japan Jugendarbeit ist in jeder Zeit ein wichtiges Thema. Das gilt für Japan ebenso wie für die europäischen Länder. In Japan wurden im Hinblick auf den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg in verschiedenen Bereichen Anstrengungen unternommen, um die gesunde Entwick- lung junger Menschen zu fördern. Als nationale Politik wurde Jugendarbeit erstmals in der Nachkriegszeit als „Maßnahmen zur gesunden Entwicklung der Jugend“ eta- bliert. Landesweit entstanden Einrichtungen und Projek- te zur Unterstützung der ganzheitlichen Persönlichkeits- entwicklung von Kindern sowie die Förderung kultureller und künstlerischer Aktivitäten. In ähnlicher Weise haben die europäischen Länder bereits seit der Nachkriegszeit Maßnahmen zur Förde- rung der Selbstständigkeit junger Menschen befördert. Im Bereich der Jugendpolitik hat die Europäische Kom- mission 2001 Standards für die Jugendinformation fest- gelegt, um die Anforderungen zu vereinheitlichen und auf alle Länder auszudehnen, wie z. B. „genaue Infor - mationen bereitstellen“, „Unabhängigkeit unterstützen“ und „junge Menschen selbstständig werden lassen“.

Gemessen an den Initiativen westlicher Länder und deren Entwicklung von Gesetzen zur Schaffung einer Grundlage für die Jugendarbeit, hat Japan erst ver- gleichsweise spät erstmals ein jugendbezogenes Gesetz verabschiedet: nämlich 2009 das „Gesetz zur Förderung der Unterstützung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“. Der Jugendrat und der Zentrale Bildungsrat haben zwar als Reaktion auf verschiedene Veränderungen in der sozialen Situation Jugend- und Bildungsmaßnahmen gefördert, aber bis dahin gab es kein Gesetz zur Jugend- arbeit, das als Grundlage für diese Maßnahmen dienen konnte. Schließlich trat 2010 die „Vision für Kinder und Jugendliche“ in Kraft, die die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Herausforderungen und Schwie- rigkeiten sowie die Einrichtung regionaler Räte zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen umfasste. Im Jahr 2016 wurde in Verbindung mit dem Gesetz zur Selbstständigkeitsförderung hilfsbedürftiger Menschen und dem Gesetz zur Förderung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut aus dem Jahr 2015 fest- gelegt: „Unser Ziel ist es, eine Gesellschaft zu schaffen, in der alle Kinder und Jugendlichen gesund aufwachsen und selbstständig und aktiv leben können.“ Dies ist schon etwas Besonderes. Im Jahr 2018 wurde jedoch bekannt, dass die relative Armutsquote in Japan bei 16,3 % liegt, was bedeutet, dass jeder siebte Mensch von relativer

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