SCHLAF UND LANGLEBIGKEIT
zu verringern und zu vermeiden, dass ich «explodiere». Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe zwar den wohl schönsten Beruf der Welt, aber er hat auch seine Schattenseiten. Habe ich noch etwas vergessen? Ach ja, etwas noch: mein Alkoholkonsum. Ich habe diesen auf 16 Gläser pro Woche geschätzt. Ich gebe zu, das ist zu viel; aber noch weniger schlimm als das, was mein Test ergeben hat. Das wäre jetzt alles. Mit diesem Profil begab ich mich recht zuversichtlichen zu Frau Dr. Stefania Ubaldi in die MedIn Vita Clinic im Herzen von Genf. Ich bedanke mich an dieser
Zum Glück rauche ich nicht: Zumindest in dieser Hinsicht ist alles in Ordnung. Aber auch die beiden anderen untersuchten Werte unterscheiden sich deutlich von dem, was ich mir vorgestellt hatte. Anstatt 16 Gläser Alkohol pro Woche verzeichnet mein Körper einen Konsum von 22 Gläsern (was nicht bedeutet, dass ich so viel trinke, sondern dass mein Körper die aufgenommene Menge als solche verarbeitet), mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Ein Wert, den man ernst nehmen sollte: «Damit liegen Sie am obersten Grenzwert», verkündet mir die Ärztin. Das hätte ich mir denken können.
«Aufgrund Ihrer DNA sollten Sie vielleicht andere Aktivitäten in Betracht ziehen, um einen optimalen Nutzen zu erzielen», schlägt Dr. Ubaldi vor. Dazu sind jedoch noch weitere Überlegungen erforderlich. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht, wie man so schön sagt und die Mühe ist es wert. Das war der erste Test. Derjenige, der sich mit dem Thema Langlebigkeit und Lebensweise befasst. Und wie sieht es mit Stress aus? Leider ist das Resultat auch nicht besser. Obwohl ich bereits versucht habe, etwas mehr Struktur in meinen überfüllten Terminkalender zu bringen, sind laut dem Dokument «Verbesserungen dringend erforderlich». Im Hinblick auf Ernährung, körperliche Aktivität und Strategien zum Stressmanagement wird «eine umfassende Intervention dringend empfohlen», heisst es darin. Das gilt auch für den Schlaf. Nun bin ich informiert. Es liegt jetzt an mir, die richtigen Massnahmen zu ergreifen, unter
Stelle nochmals herzlich, dass sie sich Zeit für diesen Artikel
genommen hat. Genau wie bei ihren anderen Patienten erklärte sie mir zunächst ausführlich die Ziele und die Funktionsweise der Tests. Etwa zwei Wochen nach der Blutabnahme teilte sie mir die Ergebnisse mit. Um es gleich zu sagen: Sie haben mir gar nicht gefallen. Aber letztendlich macht man ja keine medizinischen Untersuchungen zum Zeitvertreib. Das Ziel ist es, den eigenen Gesundheitszustand zu prüfen, um Möglichkeiten zur Verbesserung aufzuzeigen. Und da liegt noch einiges vor mir... Man könnte sagen, das wird eine grosse Änderung des üblichen Speiseplans. Tatsächlich sagt mir mein freundlicher vernetzter Ring, dass mein kardiovaskuläres Alter fünf Jahre unter meinem tatsächlichen Alter läge; der Test hingegen ermittelt ein biologisches Alter, das 13,7 Jahre über meinem tatsächlichen Alter liegt. Ich fand mich also schlagartig im Seniorenalter wieder, worüber ich natürlich nicht ausserordentlich erfreut war! Die Ursache liegt in erster Linie in meiner Ernährungsweise: zu wenig frisches Obst und Gemüse (Mitteilung an alle Restaurants: bitte nehmen Sie dies als Anstoss für vegetarische Menüs).
Aber was ich wirklich nicht vorausgesehen hatte, war der
letzte Befund: Die epigenetischen Auswirkungen meiner körperlichen Aktivität sind etwa sechsmal geringer, als ich angenommen hatte. So viel Aufwand für so wenig Ergebnis! Dr. Ubaldi betont, dass bei Hochleistungssportlern die Werte verfälscht sein können. Ich bezweifle jedoch (bedauerlicherweise), dass ich in diese Kategorie falle... Die gute Nachricht lautet, dass das biologische Alter im Gegensatz zum tatsächlichen Alter in gewisser Weise «korrigiert» werden kann. Mit anderen Worten: Unter der Voraussetzung, dass wir die erforderlichen Massnahmen treffen, können wir uns «verjüngen». Nur welche Massnahmen lassen sich in meinem Fall am einfachsten umsetzen? Meinen Alkoholkonsum kann ich drastisch reduzieren. Ich schwöre, ich werde Gerichte mit alkoholfreien Getränken kombinieren! Das ist ganz einfach... in der Theorie zumindest. Parallel dazu werde ich meinen Obstkonsum erhöhen. Das müsste ich schaffen. In Bezug auf körperliche Aktivität ist die Situation komplexer:
medizinischer Aufsicht, und konsequent und geduldig zu
bleiben. Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Auswirkungen einer Lebensumstellung erst nach mehreren Monaten messbar sind. Was beispielsweise den Schlaf betrifft, «gibt es keine allgemeingültige Regel hinsichtlich der Dauer, die für alle gleichermassen gilt», erklärt Dr. Ubaldi. Neben einer weiteren Drosselung meines viel zu hektischen Lebensrhythmus wäre der Kauf eines Bettes von Elite sicherlich eine gute Idee, um einen erholsamen Schlaf zu gewährleisten... Ich übe zwar den vermutlich schönsten Beruf der Welt aus, aber es kann mir keiner erzählen, dass der Beruf des Gastronomie- Kritikers kein Beruf mit hohem Risiko ist!
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