ELITE: 130 JAHRE HANDWERKSKUNST
Die 60er Jahre bringen einen Wendepunkt. Die Werkstatt in der Rue du Lignolat entspricht nicht mehr den Normen. Sie muss umgebaut werden. Einmal mehr beweist Yvonne Caillet ihr Gespür für das Geschäft. Sie erwirbt ein Grundstück neben dem Bahnhof von Allaman... und, was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiss, in der Nähe der ersten Autobahn der Schweiz, deren Bau 1959 beginnt. Der heutige Standort von Elite ist das Ergebnis einer Flurbereinigung. «En Roveray gehört zur Gemeinde Aubonne. Zu dieser Zeit gab es hier nur Schafe und eine Strassenbahn, die den Bahnhof von Allaman mit Aubonne und Gimel verband», erklärt Edith Caillet. Der junge und talentierte Architekt Gilles Barbey erbaut im Auftrag des Unternehmens R. Caillet und mit tatkräftiger Unterstützung von Maurice Caillet eine Fabrik, eine Karosseriewerkstatt und Wohnhäuser. 1964 ist das Jahr der Landesausstellung, der Eröffnung der Autobahn A1, aber auch das Jahr, in dem Edith Caillet ihren zehn Jahre älteren Ehemann Horst Wagner kennenlernte. Er ist Deutscher und leitet ein Unternehmen. Sie ist Waadtländerin und stellt sich keinesfalls vor, alles aufzugeben, um ihrem Mann zu folgen. «Wir hatten drei Jahrzehnte lang getrennte Wohnsitze. Die ganze Woche über musste ich arbeiten und am Freitagabend flog ich nach Deutschland.» Die Mutter und Tochter der Familie Caillet leben und arbeiten weiterhin zusammen. Ende der 70er Jahre übernimmt Edith Caillet die Leitung des Unternehmens, das damals rund vierzig Mitarbeiter beschäftigt. Obwohl Yvonne inzwischen das Rentenalter erreicht hatte, blieb sie noch viele Jahre lang dabei.
Schon sehr bald wird dem gegenwärtigen Geschäftsführer des
Unternehmens, das von nun an Elite SA genannt wird, klar, dass er weiterhin auf Handarbeit und Handwerksarbeit aufbauen muss, um eine treue und anspruchsvolle Kundschaft zufriedenzustellen. François Pugliese bringt Innovationen voran und bewahrt dabei das jahrhundertealte Know- how. Die Wiedereinführung des ikonischen gepolsterten Bettuntergestells, das durch die Bezeichnung „Boxspring“ ein neues Image erhält, bringt neuen Wind in die Segel. Darüber hinaus setzt François Pugliese auf eine
neue Geschäftsstrategie: die Eröffnung von Elite- Vertriebsstellen. Die
Edith Caillet verkaufte das Familienunternehmen, um den Erhalt des historischen Knowhows zu sichern.
Der Markt in der Möbelbranche verändert sich und mit dem Markteintritt eines schwedischen
Marktlage hat sich verändert: Polsterer und Raumausstatter
Weiterführung des Familienunternehmens. Die Aufgabe stellt sich jedoch als schwierig heraus. Über den Seniorpartner ihres Treuhänders, Herr Raymond Ducrey, begegnet sie dann dem 40-jährigen François Pugliese. Er kommt aus der Automobilindustrie und ist auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Auf Anhieb erkennt sie bei ihm den Unternehmergeist, die Ideen und die aussergewöhnliche Arbeitsfähigkeit. Im Jahr 2006 wird die Vereinbarung getroffen.
verlieren zunehmend an Bedeutung. 2009 eröffnete er in Aubonne die erste Boutique von Elite anstelle der Karosseriewerkstatt. «Das war die einzige richtige Strategie», bestätigt Edith Caillet. Die Frauen der Familie Caillet hatten den richtigen Riecher: Yvonne, als sie auf Matratzen setzte, Edith, indem sie den passenden Nachfolger aufspürte. Inzwischen vertritt Marie Pugliese eine neue Generation von Frauen.
Grosskonzerns im Jahr 1973 beginnt für die Möbelhersteller eine schwierige Ära. Der Markt wird immer polarisierter: industrielle Hersteller verkaufen Lattenroste und Schaumstoffmatratzen und handwerkliche Hersteller wie das Etablissement R. Caillet SA produzieren hochwertige Betten und Matratzen für einen Nischenmarkt.
Im Alter von 67 Jahren ist Edith Caillet auf der Suche nach einem Käufer für die
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