NATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER

WIE IMMER ZEIGT EIN NUR ZEHNMINÜTIGER TAUCHGANG EINE ÜBERWÄLTIGENDE FÜLLE AN SEETIEREN: TINTENFISCHE, STEINFISCHE, SEESTERNE, ROCHEN.

gezüchtet werden, um Aquariumfreunde zu versorgen. Die Erlöse gehen an lokale Freiwillige wie Khalis und finanzieren ökologische Bildung an Grundschulen, die etwa das Thema Plastik oder das Ökosystem Mangrove behandelt. Beim Schnorcheln sehen wir in Küstennähe eine Gruppe von sieben Kardinalbarschen, dann zahllose weitere, mit ihren schwarz-weißen Rücken perfekt getarnt zwischen halbmeterlangen Seeigelstacheln. Wie immer zeigt ein nur zehnminütiger Tauchgang eine überwältigende Fülle an Seetieren: muskatrot besternte Tintenfische, die sich im flachen Wasser verstecken, Steinfische, Seesterne, Süßlippen und Rochen. Als wir in die Schlauchboote klettern, schrecken wir blit- zende Schwärme von türkisfarbenen Papageienfischen und metallisch-funkelnde Napoleon-Lippfische auf. Wir sind mit UV-Schwimmshirts und riffgeeignetem Sonnenschutz – Faktor 50 – ausgerüstet, um uns gegen die glühende Sonne am Äquator zu wehren. Jeden Tag tauchen wir ein in ein Unterwasserkönigreich, das uns alle, Besatzung und Reisende, keuchend wieder an die Oberfläche kommen lässt, von wo aus wir ungläubig nach unten zeigen. DIE WUNDER DES MEERES Das Korallendreieck von Indonesien beherbergt die größte Konzentration an Rifftieren der Welt. Grund genug, 14 Tage im Wasser zu verbringen. Ich begegne einigen Arten von Wasserschildkröten von Angesicht zu Angesicht, zudem einer giftigen Seeschlange, die genauso erschrocken scheint wie ich. Kugelfische mit Hundegesichtern krebsen herum, Haie grinsen hinter Riffwänden hervor und zeigen ihre Zähne, während riesige Aale aus dem Meeresboden herausschießen. In marinen Seen wabern Tausende von seltenen ungefährlichen Quallen um uns herum wie in einer Lavalampe. In brackigen Flachgewässern schwebe ich über Muscheln hinweg, die in Regenbogenfarben schillern und deren gewundene Gummilippen einen Meter umfassen. Und während ich zwischen Seefächern, Anemonen und Türmen von Korallen treibe, bringt mir der Naturschutzbeamte Jeni Kardinal die schier endlose Welt der Nacktkiemer näher – winzige bunte Wundertiere, die ich bisher immer als „psychedelische Meeresschnecken“ abgetan habe. Wir segeln kreuz und quer über die unsichtba- ren Linien, die unsere Welt bestimmen, überqueren den Äquator zweimal, wobei die Aufregung bei der

Wallace-Linie größer ist – noch eine Entdeckung von Alfred Russel Wallace, die die Geschichte veränderte: Sie ist die biogeografische Grenze zwischen den orientali- schen und australischen Arten, die Indonesien halbiert. „Östlich der Linie, in Halmahera, haben wir Kakadus und Papageien gesehen“, erklärt George. „Affen gibt es nur westlich der Linie, Beuteltiere östlich. Es kommen immer ein paar Anomalien vor: In Guinea leben beide Arten, obwohl Letztere in Bäumen wohnen. Und in Sulawesi gibt es viele Tiere, die man dort nicht erwarten würde. Dort lebten früher Schweine und Elefanten mit drei Stoßzähnen. Als die alten Kontinente begannen, sich zu teilen, wurden Arten getrennt – die Schwimmer zogen davon. Elefanten können hervorragend schwim- men – sie haben schließlich ihren eigenen eingebauten Schnorchel.“ LEBEN AM UND IM WASSER Wir stehen unter einem Baum, in dem eine Kolonie von Flughunden schläft, eine jener unerwarteten Arten, die sich auf der Wallace-Linie verteilen. Um die Tiere zu beobachten, wenn sie bei Sonnenuntergang losfliegen, haben wir an einem Halbmond aus puder- weißem Sand angelegt. Ich betrachte blinzelnd die Äste, die aussehen wie mit ramponierten schwarzen Regenschirmen übersät. Nur ihre Laute und ein strenger Geruch nach Frettchen signalisieren die Anwesenheit von Tieren. „Sie schmecken laut Bill Bailey auch wie ein alter Regenschirm“, sagt George. „Er musste einen für Jungle Hero essen.“ Diese Fernseh-Entertainment- Show folgte einem britischen Komödianten auf seinen Indonesienreisen – ein Versuch, das Ansehen von

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INDONESIEN

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