NATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER

PIGNETO Nach Feierabend in Die Barfrau Giulia Castellucci ist eine der besten der italienischen Hauptstadt und Mitbesitzerin von Co.So Cocktail & Social – der Bar, die Pignetos Nachtleben zur Bekanntheit verhalf. Sie erzählt, wie das Viertel von einem vergessenen Ort zum coolsten Stadtteil Roms wurde.

Pigneto ist ein wirklich interessanter Ort. Archi- tektonisch gesehen ist er für die kleinen Flachbau- ten und alleinstehenden Villen bekannt – ich glau- be, der dreistöckige Wohnblock neben uns ist der größte im Viertel. Heutzutage ist es teuer, hier zu leben, aber früher war der Ruf des Distrikts leider ziemlich schlecht. Der Regisseur Pier Paolo Pasoli- ni hat hier einst gelebt, und sein Film „Accattone“ wurde zum Teil hier gedreht. Er zeigte Kämpfe der Arbeiterklasse im Nachkriegsitalien. Etwa 2013 bis 2015 begann sich das Viertel zu verändern. Bis zum Jahr 2013, als Massimo D’Addezio das Co.So eröffnete, wurde Qualität in Pigneto nicht unbedingt groß geschrieben. Es gab eine Fußgängerzone, aber sie war nicht ansatz- weise so wie heute: voll mit großartigen Bars und Restaurants. Pigneto ist wie eine wunderbare kleine Stadt – man kommt zu Fuß überall hin, und es gibt nur die Straßen, die uns umgeben. Abends entfaltet das Viertel seinen ganzen Reiz. Überall sind Bars und Menschen, man kann von einem

Ort zum nächsten ziehen – hier ein Aperitif, dort ein Abendessen, Drinks nach dem Essen in wieder einer anderen Bar und so weiter. Pigneto ist auch für seine Straßenkunst bekannt. Dafür gibt es nicht den einen Ort, den man sehen sollte. Alles ist überall verteilt, man muss nur herumlaufen. Es gibt auch einige Werke von berühmten Künstlern. Die Kunst inspiriert außerdem unsere Kreationen bei Co.So, wir haben Wandgemälde in der Bar, um das urbane Flair zu betonen. Die Leute kommen aus ganz Rom, um Zeit in Pigneto zu verbringen. In unserer Bar sieht man Studenten direkt neben Anwälten oder Richtern sitzen, aber man bemerkt keinen Unterschied. Ich behaupte nicht, dass es hier cooler ist als in, sagen wir, Trastevere, aber ich bin überzeugt, dass man in Pigneto wirklich eine andere Seite von Rom sieht. Protokoll: Julia Buckley

OBEN: Giulia Castellucci bereitet im Co.So Cocktail & Social die sizilianische Version eines Mai Tai zu und benutzt dafür Kaktusfeige und Mandelmilch.

MEHR INFO: cosoroma.business.site

84 NATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER 3/2022

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