NATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER

Zweites Standbein Lee Yu-jeongs Mutter, eine Bäuerin, schluchzte tagelang, als sie erfuhr, dass ihre Tochter eine Haenyeo werden wollte. „Du bist der Gnade des Meeres ausgeliefert“, sagte sie. „Es ist unberechenbar, du hast keinen Schutz.“ Doch Lee Yu-jeong hatte einen Plan: Neben dem Tauchen betreibt sie heute ein „Surf and Turf“- Grillrestaurant im Südwesten von Jeju-Stadt. Haenyeo-gogi („Haenyeo-Fleisch“) bietet neuartige Variationen der traditionellen Inselküche: die frischesten Meeresfrüchte, zusammen mit Fleisch vom Jeju Black, einer einheimischen Rasse dunkelhäutiger Schweine. Es ist jetzt fünf Jahre her, dass Lee Yu-jeong im Alter von 31 Jahren die Hansupul Haenyeo School – eines von zwei staatlich geförderten Ausbildungszentren – abgeschlossen hat. Die Schule nimmt jedes Jahr nur 30 Schülerinnen auf, und die Bewerberinnen müssen sich die Zustimmung aller Beteiligten sichern, um in ein Haenyeo-Team aufgenommen zu werden. „Die etablierten Taucherinnen sehen Neulinge manchmal als Bedrohung an – es kann viel Überwindung kosten, sie davon zu überzeugen, dass man eine zuverlässige Kollegin sein wird.“

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