NATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER

Familienbande Ko Ryo-jin hat sich selbst zu einer Haenyeo aus­ gebildet. Die Geschichte der 39-Jährigen ähnelt der ihrer Mutter und Großmutter – erst in ihren Zwanzigern dachte sie über das Tauchen nach. Ihre Mutter Pak Suk-lee, ebenfalls Autodidaktin, schlug es als Therapie vor, als Ko Ryo-jin an einer Depression litt. Es erwies sich als Offenbarung und spornte sie an, als lizenzierte Haenyeo zu arbeiten und ein Restaurant in Gemeinschaftsbesitz zu eröffnen. Es heißt Pyeongdae Seongge Guksu und ist nach dem Nudelgericht mit Seeigelrogen (seongge) benannt, auf das es sich spezialisiert hat. Heute gibt es lange Schlangen für einen Platz an einem der sechs Tische. Das Team von Ko Ryo-jin und die beiden anderen Haenyeo-Mannschaften im Ostküstenort Pyeongdae versorgen das Res­ taurant mit der Hauptzutat, Seeigel. Die drei Teams müssen jeden Tag 100 Kilogramm ernten. Von Juli bis September sammeln Mutter und Tochter sechs Tage pro Woche die Stachelhäuter ein. Jeder Tauchgang beginnt und endet mit einer Stunde Schwimmen. „Es ist körperlich anstrengend“, sagt Ko Ryo-jin, „aber es schont den Geist. Ich kann einfach alles loslassen, wenn ich dort draußen bin.“

Made with FlippingBook flipbook maker