Schöner Südwesten

Hand“, erklärt Fustig und zeigt auf eine von Margaretes alten Nähmaschinen. Hier bearbeitete sie den Stoff von der Rückseite der Maschine aus. Fast meint man, die Nähmaschine leise klackern zu hören. Auch ein Rollstuhl ist erhalten geblieben und erinnert an die umtriebige Unter- nehmerin, die das ausladende Gefährt vor allem außerhalb des Hauses benutzt hat. Ihre Persönlichkeit ist in diesen Gegen- ständen spürbar und man kann sich gut vorstellen, wie sie hier an Kleidern für ihre Filz-Konfektionsfirma gearbeitet hat, die sie bereits 1877 gründete. Aus Spaß nähte sie dann drei Jahre später besagten Stoff- elefanten, der bei den Kindern sofort als Kuscheltier beliebt war – als erstes weichgestopftes Spieltier der Welt. Bär55PB Ihr Bruder Fritz verkaufte die Stofftiere auf den umliegenden Märkten. Schon bald erschien der erste Steiff-Katalog, der neben Elefanten auch noch Affen, Esel, Pferde, Kamele, Schweine, Mäuse, Hunde, Katzen, Hasen und Giraffen enthielt. 1893 wird die Spielwaren-Fabrik als „Margarete Steiff, Filzspielwarenfabrik Giengen/ Brenz“ ins Handelsregister eingetragen. Vier Näherinnen und zehn Heimarbeiterinnen fanden dort Arbeit. Die kinderlose Unternehmerin liebte die fünf Söhne ihres Bruders Fritz als wären sie die eigenen. Sie bekamen die neuen Steiff-Tiere immer als Erste zu sehen. Da das Unternehmen stetig wuchs, stellte sie ihre Neffen nacheinander ein. Ihr Lieblingsneffe Richard kam 1897 zum Unternehmen, nachdem er an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart und zum Studium in England gewesen war. Seine Tierskizzen wurden die Grund- lage für viele Steiff-Kreationen und auch der Bär „Bär 55 PB“ wurde von ihm entworfen: 55 Zentimeter groß, aus Plüsch (P) und durch Bindfaden Aufhängung der Gliedmaßen beweglich (B). Der Durch- bruch gelang als ein amerikanischer Händler den Bären entdeckte und davon gleich 3.000 Exemplare bestellte. Mit Knopf im Ohr Anfang 1900 entsteht ein neues Firmenge- bäude, bekannt als „Jungfrauenaquarium“, denn hier arbeiteten vor allem junge, ledige Frauen. Vom denkmalgeschützten

Zeitreise im Margarete Steiff Museum: Mit dem „Elefäntle“ aus Filz fing alles an (ganz oben). Margaretes erste Nähmaschine kaufte ihr schon früh der Vater. Das Plakat von 1913 wirbt für die „weichgestopften Tiere“ bereits mit dem Gütesiegel „Knopf im Ohr“.

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