Der einzige Viadukt der Schwarzwaldbahn überspannt als Gewölbebrücke das Reichenbachtal in Hornberg.
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Sommeraulinie über Hausach, Hornberg und Triberg; und die Schiltachlinie über Wolfach, Schiltach und Schramberg. Aus Kostengründen wurde die Bregtallinie verworfen. Also blieben Sommerau- oder Schiltachlinie als mögliche Lösung übrig. Damals existierten das Großherzogthum Baden und das Königreich Württemberg nebeneinander. Die Badener kämpften für eine „inländische“ Streckenführung vom Rheintal in den Hegau und dafür, dass ihre Schwarzwälder Uhrenindustrie durch die Anbindung ans neue Bahnnetz einen Standortvorteil gegenüber den württem- bergischen Uhrmachern in Schramberg bekommen sollte. So erhielt die Sommerau- linie auf Anordnung des badischen Groß- herzogs Friedrich den Vorzug – sehr zum Ärger der Schwaben. Deren Zorn war noch längst nicht verraucht, als sich 1866 die ersten Dampflokomotiven auf den Teil- strecken zwischen Offenburg und Hausach sowie zwischen Engen und Singen in Bewe- gung setzten – unter dem Jubel der badi- schen Anrainergemeinden und Betriebe. Die Bahn bringt die Neuzeit Kaum zu glauben, aber wahr: Trotz der immensen technischen Herausforderungen in schwierigem Gelände betrug die Bauzeit
für die insgesamt 150 Kilometer lange Strecke lediglich zehn Jahre von 1863 bis 1873. Und dies, obwohl der deutsch-fran- zösische Krieg 1870/71 die Bauarbeiten weitgehend unterbrach: Die deutschen Bauarbeiter mussten an die Front, die ita- lienischen Bauarbeiter wurden entlassen. Doch nach dieser Zwangspause ging es 1871 zügig weiter und voran. Am 10. November 1873 dann über- schäumende Freude im ganzen Badnerland: die Schwarzwaldbahn war auf ihrer ganzen Strecke für Güter- und Personenzüge befahrbar, für den Mittleren Schwarzwald begann die Neuzeit. Und da vom Aufschwung ebenfalls die Schramberger profitierten, konnten sich auch die Württemberger bald mit der neuen Linie anfreunden. Seinerzeit spielte der Touris- mus so gut wie keine Rolle, stattdessen dominierten wirtschaftliche Erwägungen. Vor dem Bahnbau mussten Güter bei- spielsweise von Karlsruhe oder Offenburg nach Singen oder Konstanz mit der Badi- schen Hauptbahn über Basel transportiert werden, die Orte im Schwarzwald fühlten sich abgehängt. Die Schwarzwaldbahn ver- kürzte nun die Strecke um 90 Kilometer und verknüpfte zugleich den Mittleren Schwarzwald mit dem deutschen
ei Zugstrecken durch bergige Regio- nen Baden-Württembergs hat der badische Landesteil eindeutig die Nase vorn: Der Höllentalbahn und der Sauschwänzlebahn hat Württemberg keine gleichwertige Linie entgegenzusetzen. Beide führen durch Teile des Schwarzwalds und dessen Namen trägt die wichtigste und berühmteste aller deutschen Mittelgebirgs- bahnen. Aber Achtung! Zur Klarstellung heißt sie ganz korrekt „Badische Schwarz- waldbahn“. Denn sie hat einen kleineren Bruder, die „Württembergische Schwarz- waldbahn“, die von 1872 an für ein Jahrhundert Stuttgart und Calw verband. Streit unter Nachbarn Wir folgen den Spuren der bekannteren, also der badischen Schwarzwaldbahn. Da sich die Badener oft im Schatten der Schwaben sehen, dürfte es ihrem Selbstbe- wusstsein gut tun, dass vor 160 Jahren die Württemberger bei der Streckenführung ausgebremst wurden. Nachdem Offenburg als Startpunkt und Singen am Hohentwiel als Endpunkt definiert worden waren, kamen drei Varianten für die Bahn durch den Mittleren Schwarzwald in Frage. Die Bregtallinie über Furtwangen und entlang des Donauquellflusses Breg; die
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