Schöner Südwesten

NATUR

LANGENBURGER SCHAFSKÄSEREI „Lasset die Schäflein zumirkommen“ Das Theologiestudium half Norbert Fischer bei der Suche nach dem Sinn des Lebens nicht weiter. Den hat der verhinderte Gemeinde-Seelsorger dafür auf einem Öko-Bauernhof im Hohenlohischen bei der Herstellung von feinstem Rohmilch-Schafskäse gefunden. Von Uli Weissbrod

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An derlei kreative Experimente war 1984 überhaupt nicht zu denken, als alles begann. Es war ein typisches Aussteiger- projekt, das alte Bauernhaus in Langenburg, nördlich von Schwäbisch-Hall, in das Fischer und seine Frau Berit damals einzo- gen. Von der eigenen Ernte wollten sie leben, und vor allem anderen einen Sinn im Leben finden. Das gemeinsame Theologiestu- dium an der katholischen Universität in Eichstätt konnte diese Frage für den gebür- tigen Nürnberger und die Frau vom Boden- see nicht klären. Als Seelsorger zukünftig Gemeindeschäfchen zu hüten war keine ausfüllende Perspektive. Demeterhof statt Kloster Ein Klosterdasein nach dem Zölibat ist durch die Beziehung der beiden Sinnsu- chenden ohnehin kein Thema mehr, denn 1984 heiratete das Paar. Damals gab es in den Klöstern noch keine ökologische Landwirtschaft, die setzte Fischer mit seiner Frau selbst in die Tat um. Nach mehreren Praktika und einer landwirtschaftlichen Ausbildung finden die Fischers in dem Weiler Atzenrodt bei Langenburg endlich ihren Hof. Anfangs mild belächelt von den

ade in Hohenlohe hat sich bei Liebhabern unverfälschter Lebensmittel in Bio-Qualität

mittlerweile fest als Gütesiegel etabliert. Nicht nur das Schwäbisch-Hällische Land- schwein, liebevoll auch „Mohrenköpfle“ genannt, das Limpurger Rind oder der Hohenloher Gockel haben dafür gesorgt. Sondern auch der ganz besondere fränki- sche Sturkopf Norbert Fischer, der sich mit Beharrlichkeit, Geduld, Talent und einer großen ökologischen Vision zu einem der besten Schafkäser im Ländle gemausert hat. Sie sind schon von weitem zu hören. Laut und vernehmlich blöken die Schafe über den Hof der Langenburger Schafkäse- rei im Hohenloher Land. Der neue Offen- stall, im Volksmund auch „Schafskirche“ genannt, macht es möglich. 280 Tiere plus Nachzucht zählt die Herde von Norbert Fischer und seinem Sohn Wendelin, die sich 2021 zu einer GbR zu- sammenschlossen. Ursprünglich startete der Hof mit ostfriesischen Milchschafen, in die seit 2018 die Schafsrasse „Basco Bernaise“ eingekreuzt wird. Die sehr robuste, genüg- same Rasse kommt aus dem Baskenland und ihre Milch besitzt viele Inhaltsstoffe.

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Schöner Südwesten 4 | 2022

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