Schöner Südwesten

WISSEN

er den richtigen Mann, seine Idee umzuset- zen. Die Inhalte für das Museum lieferte die Universität Tübingen – darunter Expo- nate von Ausgrabungen um Feder- und Bodensee. Vieles, das in rund siebzig Jahren Forschungsarbeit angesammelt worden ist, fand in Unteruhldingen eine neue Heimat. Erfolgreicher Pfahlbauverein Bürger der Region, die Städte Meersburg und Überlingen, selbst Industrielle aus Reutlingen zeichneten Garantiesummen, damit die Konstanzer Bank 200.000 Reichs- mark vorstreckte. Mit diesem Betrag wur- den die ersten beiden Pfahlbauten finanziert. Gebaut wurden sie mit vergünstigtem Holz aus dem Markgräflichen Forst in Salem. Schöbel schwärmt von dem großen Engage- ment aller Kräfte und der Schnelligkeit, mit der die Dinge damals angepackt und umge- setzt worden sind. Bereits am Gründungs- tag waren 120.000 Reichsmark des Kredites getilgt, drei Tage später die Baupläne einge- reicht und schon am 12. April genehmigt. Zwischen Vereinsgründung und Fertig- stellung der beiden ersten Hütten lagen nur vier Monate. „Davon kann man heutzutage nur träumen“, seufzt der Museumsdirektor, der aktuell auf die Genehmigung eines Erweiterungsbaus wartet – ein Prozess, der seit Planung schon vier Jahre andauert. „So kurz nach Ende des Ersten Welt- kriegs und der Spanischen Grippe, die auch am Bodensee viele Opfer gefordert hatte, der politischen Unsicherheit wie wirtschaft- lichen und sozialen Nöte, die im ganzen Land herrschten, kann man die Leistung dieser 67 Pioniere nicht hoch genug bewerten“, bekräftigt Schöbel. Deren Mut wurde belohnt, ihr Plan ging schnell auf. Schon im ersten Jahr nach der Fertigstellung besuchten gut zweieinhalb- tausend Schüler das Museum mit den beiden Hüttchen. Bauholz für weitere lag bereit. Dann kam die große Inflation, die Geld entwertete. Brot war nötiger als ein Museumseintritt, der für einen Erwachse- nen nun eine Million und für ein Kind

500.000 Reichsmark kostete. Weltkulturerbe seit 2011

Heute zahlen Erwachsene regulär zwölf Euro und Kinder ab fünf Jahren acht, um die mittlerweile 23 rekonstruierten Pfahl- bauten, ein grünes Klassenzimmer oder das Museum mit mehr als 1.000 Exponaten

In den Pfahlbauten sind Originalfunde und Repliken von Alltagsgegenständen, Werkzeugen und Waffen zu sehen.

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