Schöner Südwesten

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Pfahlbauten Unteruhldingen JUBILÄUMS-AUSSTELLUNG

Saison: von Ende März bis Anfang November Eintritt: regulär 12 Euro p. P., Kinder 8 Euro; Familien, Studenten und Gruppen sind vergünstigt Inhaber der Bodensee Card PLUS haben einmalig freien Eintritt. Das Kombiticket „Schiff – Mainau – Pfahlbauten“ ist an Häfen und Verkaufsstellen der BSB- Schiffsbetriebe GmbH erhältlich. News: Eine Sonderausstellung über die Gründer ist seit April 2022 eröffnet. Die Pfahlbauten feiern das 100-jährige Jubi- läum mit zahlreichen weiteren Angeboten. www.pfahlbauten.de Siedlungen, in denen von 20 bis zu 600 Einwohner leben konnten, doch nie länger als zwanzig Jahre. Mag sein, dass es an der kurzen Lebens- zeit der Hütten lag, die bedingt durch Brände, Stürme oder Witterung nicht älter wurden. Anders die Pfähle unterhalb der Wasseroberfläche. Ständig in Feuchtigkeit liegend, hält Eiche ewig. Sie verrottet schneller über Wasser. Heute spazieren Besucher zweieinhalb Meter über der Seeoberfläche sicher über Stege und Plattformen, die vier Techniker mit Bienenwachs pflegen. Morsche Pfähle tauschen sie aus. Das ist nach gut 30 Jahren nötig. Solche Instandhaltungsarbeiten finden in den Wintermonaten statt, genau wie die Dokumentation neuer Funde durch die Archäologen des Hauses. 18 festangestellte Mitarbeiter zählen Forschungsinstitut und Freilichtmuseum der Pfahlbauten Unteruhldingen. Etwa 40 Saisoniers unterstützen sie bei Demon- strationen: Sie behauen Steine, entzünden mit ihnen Feuer oder schnitzen Brumm- hölzer. An Stationen im Parcours oder bei Führungen erzählen sie von der Blütezeit der Pfahlbauten, die mit Beginn der Eisenzeit und dem Bau von Siedlungen wie der Heuneburg in Oberschwaben etwa 700 v. Chr. endete.

Schon die Steinzeitmenschen liebten Schmuck. Bevorzugt hergestellt aus Muscheln oder Tierzähnen.

wäre mangels Rauchabzugs tödlich gewesen. Ihre Dächer waren aller Wahrscheinlich- keit nach mit Schilfgarben eingedeckt. Gras wäre im feuchten Bodenseeklima keine Option gewesen, Hölzer hätten dem Wind zu viel Angriffsfläche geboten. Aus Schilf und Ästen waren die Wände geflochten, mit Lehm, Flachs, Tierhaaren oder Moos abgedichtet. Das belegen Funde. Auch Blockhäuser gab es in der Bronzezeit. Dafür benötigten die Altvorderen Hölzer mit geradem Wuchs, wie sie Weißtanne oder Eiche zeigen. Letztere war auch Rohstoff für Einbäume, die dem Fischfang und vor allem als Trans- portmittel dienten. Der Bodensee war eine wichtige Handelsroute. Auf der Donau gelangten Pfahlbauer bis ans Schwarze Meer, über den Rhein bis an die Nordsee und darüber hinaus. Archäologische Funde In der jüngeren Steinzeit transportieren sie Salz, Feuersteine oder Felle, in der Bronze- zeit hauptsächlich Kupfer und Zinn, das einen hohen Tauschwert hatte. Die Jagd war für die Pfahlbauern zweitrangig. Sie ernährten sich von Fisch, von Beeren, die sie am Waldrand pflückten, und von Getreide und Hülsenfrüchten, die sie auf ufernahen Freiflächen anbauten. Die Jahresringe der Pfahlstümpfe im Seegrund erzählen, wann genau sie bis zu 1,5 Meter tief durch Sand und Lehm gedreht und in der festen Seekreide verankert worden sind. Knochenfunde

Das Fortbewegungsmittel der Pfahlbaubewohner waren aus einem Stamm geschlagene Einbäume.

geben Aufschluss über Klima und Krank- heiten der Menschen damals. Andere Ausgrabungen offenbaren ganze Grundrisse ihrer Häuser. Man erkennt, wo Feuerstellen oder Schlafbänke positioniert waren. Einkerbungen und Verzapfungen an den Wänden verraten die Höhe der Giebel, die vom Klima bestimmt wurde. In der warmen Jungsteinzeit brauchte es hohe, gut durchlüftete Häuser. In der kühlen und feuchten Bronzezeit mussten die Pfahl- bauer enger zusammenrücken. Trinkwas- ser stammte von den Quellen an Land, das bezeugen die Standorte der entdeckten

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Schöner Südwesten 4 | 2022

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