Schöner Südwesten

JOURNAL

PROMI-INTERVIEW

Uli Keuler

Wer seinen Namen hört, muss schmunzeln – was viel über die Arbeit des vielfach ausgezeichneten schwäbischen Kabarettisten aussagt. Dabei hätte auch alles ganz anders kommen können, magischer oder gar akademischer.

Interview: Martina Pahr

und es dauerte jahrelang, bis sich das Fernsehen für einen interessiert hat. Und auf den schwäbischen Mundartbe- trieb bezogen: Damals war alles eher brav, konservativ und im gesetzten Alter. Im Kleinkunstbereich gab es wenige Mundart- künstler, das hat erst mit meiner Genera- tion angefangen. Heute ist das viel weiter aufgefächert, aber ein Teil des Spektrums ist wieder recht bieder geworden. Das würde mich auch interessieren (lacht)! Da müssen Sie wirklich andere fragen. Bei Regionalwitzen wird viel mit Stereotypen gearbeitet. Und den Schwaben wird dabei besonders gerne der Stempel simpel und provinziell aufgedrückt. Ich versuche da, ein bisschen gegen den Strich zu bürsten, indem ich nicht nur gemütliche und nahe- liegende Scherze mache, sondern einen überraschenden „Dreh“ reinbringe. 5. Was ist dieser „intelligente schwäbische Humor“, dessen man Sie rühmt? Ich will natürlich, dass die Leute lachen – aber man sollte überlegen, worüber. Und da finde ich es erquicklich, wenn der Alltag immer wieder durch ganz unerwartete und gelegentlich auch verrückte Dinge aufgebrochen wird. 6. Wie würden Sie die Schwaben als solche charakterisieren? Das einzig Schwäbische an den Schwaben ist der Dialekt, zumindest auf die Gegen- wart bezogen. Allein schon, wenn man an den Migrationshintergrund denkt, den

unterwegs ist. Umgekehrt muss man nicht teilen. Ich habe davon gelebt; und wenn das Honorar geteilt werden muss, bleibt viel weniger hängen. Der zweite Punkt: Oftmals gehen diese Beziehungen, wie bei Paaren, auch aus- einander. Und es kann ziemlich höllisch sein, wenn man dann irgendwo mit Leuten feststeckt, mit denen man sich nicht mehr versteht. 3. Hätte es ein „Dr. Uli Keuler“ auf der Bühne schwerer? Zum einen würde das gar nicht verstanden werden, weil man es schwäbisch lesen würde. Aus „Dr. Uli Keuler spielt“ würde dann „Der Uli Keuler spielt.“ Mir fällt nur ein einziger promovierter Kabarettist ein, der mit Titel auftritt: Dr. Eckart von Hirsch- hausen. Aber normalerweise ist ein Doktor bei einem Künstler kein Qualitätsausweis, was sicher daran liegt, weil es zwei unter- schiedliche Zugänge sind: Die Wissenschaft zerlegt die Dinge – die Kunst setzt sie zusammen. 4. Wie hat sich der Bereich des Kabaretts in den fünf Jahrzehnten Ihrer Arbeit verändert? Ganz allgemein gibt es heute sehr viel mehr Künstler und Künstlerinnen in diesem Bereich. Damals waren die Genres strenger getrennt in Kabarettisten und Komiker. Heute gibt es mehr Auftrittsstätten, und die Präsentationsmöglichkeiten sind vielfälti- ger geworden, vor allem durch das Internet. Damals gab es drei Fernsehprogramme,

Diesen Dezember feiert Uli Keuler seinen 70. Geburtstag. Fast 50 dieser Jahre hat der beliebte Kabarettist und Autor von Radio- sketchen und Mundartstücken auf der Bühne verbracht, die er zunächst als Zau- berkünstler betrat. Doch als sich heraus- stellte, dass er dort lieber redete als zau- berte, blieb er dabei – daran änderte auch das Studium samt Promotion nichts. In seiner Arbeit mischt der gebürtige Wendlinger den Alltag gern mit skurrilen Elementen auf: eine schwäbische Referenz an den Stil von „Monty Python“. 1. Welches ist der Zaubertrick, den Sie am liebsten beherrschen würden? Die konventionelle Antwort wäre jetzt wahrscheinlich: Geld vermehren! Wenn ich noch zaubern würde, wäre das ganz ähnlich wie damals, als ich noch aktiver war: Mich sprechen vor allem die Sachen an, bei denen man ganz alltägliche Gegen- stände verwendet: Geldbeutel, Handy, medizinische Maske. Das bringt die Magie in den Alltag. Nichts gegen die großen Bühnenillusio- nen – aber bei den alltäglichen Dingen, die man schon hundertmal in der Hand gehabt hat, entfaltet das eine andere Wirkung.

2. Ist die Arbeit solo einfacher oder anstrengender als im Duo?

Beides! Anstrengender deshalb, weil man ganz auf sich allein gestellt ist. Wenn man Mist baut, ist man ganz allein schuld daran (lacht). Man ist auch viel allein, wenn man

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Schöner Südwesten 4 | 2022

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