NATUR
Die Bruthöhlen der Wiedhopfe sind oft bereits existierende Baumhöhlen, wie
z.B. verlassene Spechtlöcher.
schnell scherenartig geöffnet, damit der Happen in den Schlund fallen und geschluckt werden kann. Gestank gegen Angreifer Der Wiedehopf ist eigentlich ein Steppen- vogel, der als Kulturfolger in warme und trockene Lebensräume wie Weinberge, Ödländer, Streuobstbestände oder Viehweiden einwanderte. Seine Bruthöhlen findet er in Steinhaufen, Geschirrhütten, Ast-, Specht- oder Mauerlöchern. Seiner ursprünglichen Herkunft entsprechend meidet er ein Bad im Wasser, gönnt sich jedoch gerne Sandbäder. Trotz penibler Körperpflege gilt er als Dreckkrämer oder Stinkvogel. Diese Bezeichnungen verpasste ihm der Volksmund aufgrund seiner Fähigkeit, sich und seine Kinderstube bei höchster Lebensgefahr gegenüber plündernden Säugetieren wie Fuchs, Marder oder auch Schlangen zu wehren. Sowohl das brütende Weibchen als auch 5 – 8 Nestlinge können ein übelriechendes, dunkles Sekret aus ihren Bürzeldrüsen aus- scheiden, was zu der Redewendung „stinkt wie ein Wiedehopf“ führte. Dabei ist der Gestank nur eine von mehreren Abwehr- reaktionen gegen Eindringlinge. Als
Vorwarnung ist zunächst zischendes Fauchen wie von einer Schlange zu hören. Wer sich zu weit vorwagt, muss mit einem Strahl dünnflüssigem Enddarminhalt und tropfenweise abgegebenem, stinkendem Bürzeldrüsensekret rechnen. Junghopfe sind mit zunehmendem Alter in der Lage, Störenfriede zielgerichtet zu be- spritzen. Neben stinkenden Substanzen zur Feindabschreckung enthält das Sekret der Bürzeldrüse zusätzlich Bakterien-Antibio- tika. Auch dies ist positiv für das Überleben der Nestlinge in der engen Bruthöhle. Über die Herkunft seines deutschen Namens gibt es widersprüchliche Deutun- gen. Sein lateinischer Name Upupa epops bezieht sich auf die dreisilbigen, dumpf und hohl klingenden hup-up-up Rufreihen der Wiedehopfmännchen. Mit fortschreitender Klimaerwärmung, ökologischer Landbewirtschaftung und nachhaltigerem Verbraucherverhalten könnten in Zukunft für den Wärme lieben- den Zugvogel mit seinem spektakulären Federkleid wieder rosigere Zeiten bevorste- hen. Denn wer sonst, außer dem durch Hauben stellen und Schwanz fächern impo- nierenden Galan, könnte sonst zur Vogel- hochzeit einen Blumentopf überbringen?
langen, dünnen und gebogenen Schnäbeln am Erdboden und in Dunghaufen nach Insekten und Maden stochern, werden sie aufgrund ihres hell orangebräunlichen Körpergefieders leicht übersehen. Bei Störungen im offenen Gelände verharren Wiedehopfe reglos, steif und mit angelegter Haube. Taucht überraschend ein Feind aus der Luft auf, wird das spektaku- läre Feder- zum erdbraunen Tarnkleid ausgebreitet, wodurch das Tier weitgehend unsichtbar wird. Dazu drückt sich der erschreckte Vogel blitzschnell flach auf den Boden, breitet seine Flügel bis vor den Körper aus, fächert seinen Schwanz, klappt die Haube ein, wirft den Kopf zurück, reckt den spitzen Schnabel drohend hoch und verharrt in dieser Schutzstellung. Sein bräunliches Gefieder und die kontrastreiche schwarz-weiße Musterung lösen die Körperkontur effektiv auf. Man könnte meinen, es wäre ein hingeworfener Lappen. Ist der Feind verschwunden, wird die Nahrungsaufnahme in charakteristischer Weise fortgesetzt: Zwischen den Schnabel- spitzen eingeklemmte Beutetiere werden ruckartig hochgenommen, der Kopf hoch- geschnellt und die Schnabelhälften blitz-
96
Schöner Südwesten 4 | 2022
Made with FlippingBook flipbook maker