NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

IM RÖMISCHEN REICH PALEOCHRISTLICHER SARKOPHAG

A b dem 2. Jahrhundert n. Chr. ist mit der fortschreitenden Abkehr von der Ein- äscherung zugunsten der Erdbestat- tung ein Trendwechsel in den Bestattungs- praktiken der römischen Welt zu erkennen. Zu dieser Zeit verbreitete sich unter den wohlha- benden Christen die Praxis, ihre Verstorbenen in Gemeinschaftsfriedhöfen, den Katakomben, zu beerdigen. Die Sarkophage waren oft mit biblischen Szenen verziert wie dieser aus den Domitilla-Katakomben in Rom. Er stammt aus der Mitte des 4. Jahrhunderts. Links hält Simon von Kyrene das Kreuz Christi, der mit der Dornenkrone (hier eine Krone aus Edelsteinen, wie sie ein Monarch trägt) gekrönt wird. In den beiden Szenen

rechts sehen wir die Gefangennahme Jesu, der neben einem römischen Soldaten dargestellt ist, und Pilatus, der sich die Hände wäscht. Herausragendstes Element des Ensembles ist das Kreuz mit dem Monogramm Christi, das aus den griechischen Buchstaben X (Chi) und P (Rho) besteht. Dieses „Christogramm“ war das Symbol, das Kaiser Konstantin, der erste christlich-römische Kaiser, vor der siegreichen Schlacht an der Milvischen Brücke über seinen Rivalen Maxentius im Jahr 312 angenommen hatte. Nach dem Edikt von Mailand von 313, das die Religionsfreiheit im Reich verkündete, konnten die Christen ihren Glauben in Freiheit ausüben. Das zeigt dieser Sarkophag, der kurz nach Konstantins Tod gefertigt wurde.

7

KULTURGESCHICHTE 101

Made with FlippingBook flipbook maker