NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

DIE BARBARENKÖNIGREICHE DIE AGILULF-PLATTE

D as germanische Volk der Langobarden siedelte lange Zeit an den römischen Grenzen und spielte im 5. Jahrhundert keine bedeutende Rolle beim Untergang des Weströmischen Reiches. Ab dem 6. Jahrhun- dert erlebten die Langobarden jedoch einen starken Aufschwung: Sie drangen nach Italien vor, wo sie nach dem Kampf gegen die Trup- pen von Byzanz (das Oströmische Reich) ein Königreich gründeten, das mehr als zwei Jahr- hunderte Bestand hatte, bis es unter Karl dem Großen unterging. Diese vergoldete Bronzeblechplatte wurde um das 7. Jahrhundert hergestellt und gehörte vermutlich zur Stirnseite eines Helms. Sie zeigt die Krönung des lombardischen Königs Agilulf (Regierungszeit 590–616), der mit langem Haar und Spitzbart auf dem Thron sitzt. Ihm zur Seite stehen zwei Soldaten und

zwei geflügelte Siegesgöttinnen, die in jeder Hand ein Füllhorn und ein Banner mit der lateinischen Inschrift „Victoria“ halten. Die Darstellung einer Krone an jedem Ende der Platte soll darauf hinweisen, dass Agilulf die Herr- schaft über die Langobarden, aber auch über die byzantini- schen Gebiete in Italien bean- spruchte. Es gelang den Lan- gobarden nie, die vollständige Kontrolle über die ehemalige römische Provinz Italien zu er- langen. Das Bild veranschaulicht die Integration römischer und barbarischer kultureller Ele- mente in den Königreichen, die auf Rom folgten.

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Goldmünzen, geprägt von Kalif Abd al-Malik in Damaskus, 696 bis 697.

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