NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

Agilulf-Platte, vergol- dete Bronze. Um die Wende zum 7. Jahrhun- dert. Nationalmuseum Bargello, Florenz.

DIE AUSBREITUNG DES ISLAM DIE MÜNZEN VON ABD AL-MALIK

D iese Goldmünzen stellen einen be- deutenden Moment in der Geschichte der islamischen Welt dar: die Ersetzung von Bildern durch Fragmente des Korans. Sie wurden von Abd al-Malik, dem fünften Kalifen der Umayyaden-Dynastie (685–705 n. Chr.), geprägt und sind in Größe und Ge- wicht gleich, aber ganz unterschiedlich im Design. Nach dem Tod Mohammeds hatte sich der Islam im Nahen Osten und in Nord- afrika ausgebreitet, sodass die Bevölkerung in vielen Gebieten weiterhin die Münzen frü- herer Regierungen verwendete. Abd al-Malik erkannte schnell die Bedeutung von Geld als Zeichen der Autorität und ließ neue Mün- zen prägen, die den antiken byzantinischen

Goldmünzen mit dem Bildnis des Kaisers nach- empfunden waren. Auf der Vorderseite der ersten Münze (ganz links) ersetzt der Kalif den byzantinischen Kaiser und erscheint in traditio- neller arabischer Kleidung mit einem Schwert, während auf der Rückseite (links Mitte) statt des byzantinischen Kreuzes eine Säule mit einer Weltkugel dargestellt ist. Die nächste Münze (links, Vorderseite) wurde nur ein Jahr nach der ersten geprägt; auf ihr ist das Bildnis des Kalifen vollständig verschwunden. Statt- dessen trägt sie nun Koranverse als Ausdruck, dass das islamische Reich von Gott und nicht von Menschen regiert wird – das Ende einer 1000 Jahre zuvor von Alexander dem Großen begründeten Tradition.

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KULTURGESCHICHTE 103

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