13
DIE RENAISSANCE GEDRUCKTE BÜCHER
L ange Zeit gab es keine andere Möglich- keit, Texte zu vervielfältigen, als Manu- skripte handschriftlich zu kopieren. Diese Arbeit fand vorwiegend in Klöstern statt, und die Vervielfältigung eines Buches wie der Bibel konnte einen Kopisten Jahre beschäftigen. Diese Situation änderte sich jedoch praktisch über Nacht mit der Erfindung der Drucker- presse mit beweglichen Lettern um 1450. Der Deutsche Johannes Gutenberg (gest. 1468) hatte ein revolutionäres System erdacht: Ganze Seiten wurden aus kleinen, in Metall geschnittenen Buchstaben (den beweglichen Lettern) zusammengesetzt, die dann mit Tinte auf Papier gedruckt wurden, um exakte Kopien zu erzeugen. Dieser Vorgang ermöglichte es,
Texte auf mechanische Weise in enormen Mengen und mit großer Geschwindigkeit zu reproduzieren. Doch die katholische Kirche war besonders besorgt über die Verbreitung von Werken, die von Anhängern der protestanti- schen Reformation in Nordeuropa veröffent- licht wurden. Daher galt es, den katholischen Glauben vor Texten zu schützen, die als theo- logisch inakzeptabel galten. Zu den gefürchte- ten Autoren gehörte Erasmus von Rotterdam (1466–1536), der als protestantischer Sympathi- sant galt. Oben ist ein Exemplar seines Werkes „De ratione conscribendi epistolas“ („Über die Art und Weise, Briefe zu schreiben“) abge- bildet, das 1522 in Basel veröffentlicht und von der Inquisition zensiert wurde.
Exemplar von Erasmus’ „De
ratione conscri- bendi epistolas“, gedruckt 1522 und 1747 von einem Inquisitor zensiert.
106 NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY
Made with FlippingBook flipbook maker