Etui mit zwei auf Silbermund- stücken mon- tierten Tonpfei- fen und einem Pfeifenkopf aus Knochen. Um 1617. Museum Wallace Collec- tion, London.
DIE GLOBALE WIRTSCHAFT PFEIFEN- TASCHE
D er Gegenstand rechts ist eines der ersten Tabakpfeifensets; es stammt aus dem späten 16. Jahrhundert und besteht aus einer Ledertasche für den Tabak und Futtera- len für zwei Pfeifenköpfe mit ihren jeweiligen Mundstücken sowie einem fingerförmigen Pfeifenstopfer aus Knochen. Es wurde vermu- tet, dass die Tasche Walter Raleigh gehörte, einem Seefahrer und Abenteurer im Dienste von Königin Elisabeth I. von England, dem unter anderem die Popularisierung des Tabaks in England zugeschrieben wird. Die am wei- testen verbreitete Version besagt, dass er ihn erstmals 1586 von einer seiner Reisen nach Virginia mitbrachte und begann, ihn am Hof mit seiner Pfeife zu konsumieren. Für viele war diese seltsame Praxis neu, und der Legende nach schüttete Raleighs Diener ihm einen Eimer Wasser über den Kopf, als er ihn zum ersten Mal rauchen sah – weil er glaubte, die seltsame Röhre würde brennen. Die Geschichte ist wahrscheinlich eine Le- gende, unterstreicht aber die Ankunft neuer Produkte aus Amerika, die ab dem 17. Jahrhun- dert die europäischen Märkte überschwemm- ten: Tabak, Zucker, Kaffee und Kakao. Die Euro- päer wurden schnell süchtig danach. Das führte zum transatlantischen Handel und der Versklavung von Afrikanern, die nach Amerika gebracht wurden, um diese Waren zu produ- zieren. Nur 100 Jahre nach der Ankunft von Raleigh in Amerika stellte die Kolonie James- town in Virginia bereits mehr als 11000 Tonnen Tabak pro Jahr für Europa her.
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KULTURGESCHICHTE 107
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