XXXXXX XXXXX KUNST BÖCK L I N
Im Bann des Mythischen „Die Toteninsel“ ist das berühmteste Motiv des Schweizer Symbolisten Arnold Böcklin. Dessen allegorische Werke wurden zu Ikonen der Kunst. E s braucht nicht viel, um eine beeindruckende Stimmung zu erzeugen. Große Kunst kommt stets mit wenig Mitteln aus. Eine
nackt und kalt. Mehr wissen wir nicht. Natürlich denkt man hier gleich an den mythischen Fährmann Charon, der die Toten zum Eingang der Unterwelt bringt. Hatte der Symbolist Arnold Böcklin die Insel Ischia vor Augen, als er sich an sein berühmtestes Werk machte? Ge- nauer gesagt das der Insel vorgelagerte Castello Aragonese? Auch das ist nur Spekulation. Doch hier hielt er sich im Jahr zuvor auf, bevor im Frühjahr 1880 in Florenz die Fotografin und Kunstmä- zenin Marie Gräfin von Oriola, ehemals
Die Personen, die sich der Insel nä- hern, sind nur von hinten zu sehen, sie lassen etwas hinter sich. Eine Frau in Weiß und ein Ruderer transportieren einen Sarg über das ansonsten völlig ruhige Wasser. Wie bei kaum einem anderen Motiv wird hier deutlich, dass Friedhöfe nicht allein dafür da zu sein scheinen, Tote zu verwahren – sie archi- vieren vielmehr Lebensgeschichten. Die schroffen Felsen sollen also niemanden abwehren; sie verbergen nur die Intimi- tät der Verstorbenen. Denn der Tod ist
einsame Insel, Wasser, eine Art Burg, die einen Friedhof umrahmt – gemeinsam verdichten sich diese Elemente zu einer weltentrückten Erhabenheit, streng sym- metrisch angeordnet und in den Himmel ragend wie die Stützpfeiler eines goti- schen Doms. Stille durchdringt die Sze- nerie, und die Sonne taucht alles in ein magisches, aber düsteres Licht.
20 NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY
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