NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

PORTRÄT ROSA LUXEMBURG

Jüdin, Polin, Deutsche Fast ihr ganzes Leben kämpfte sie gegen Kapitalismus und Imperialismus. 1919 ging Rosa Luxemburgs Traum von einer sozialistischen Gesellschaft fast in Erfüllung – endete dann aber tragisch. R osa Luxemburg wurde 1871 Gefeierte Visionärin, gescheiterte Revolutionärin in Zamość, damals Teil des Russischen Reiches, als jüngstes von fünf Kindern eines jüdischen Holzhänd-

sium in Warschau, wo sie die marxisti- sche Gruppe „Proletariat“ kennenlernte, die sich politisch gegen den Zarismus positionierte. Begeistert trat sie einer Untergruppe bei, als die Vereinigung ver- folgt und aufgelöst wurde. 1888 schloss sie das Abitur als Klassenbeste ab. Im Schweizer Exil Von der Zarenpolizei verfolgt, floh Luxemburg 1889 in die Schweiz. Dort studierte sie in der liberalen Atmosphäre der Universität Zürich unter anderem Philosophie, Politik, Mathematik und Wirtschaft. Gleichzeitig vertiefte sie sich in das Werk von Karl Marx und intensi- vierte ihr sozialistisches Engagement, indem sie 1893 die Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauens (SDKPiL) mitbegründete. In Zürich lernte Luxemburg 1891 Leo Jogiches kennen, einen erfahrenen Re- volutionär aus dem litauischen Vilnius, der mehrfach im Gefängnis gewesen und aus der russischen Armee desertiert war. Die beiden hatten viel gemeinsam: Sie stammten aus dem Russischen Reich, kamen schon früh mit der Arbeiterbewe- gung in Kontakt und mussten bereits als

lers geboren. Ihre Eltern hatten eine deutsch geprägte Bildung erhalten, so- dass sie neben Polnisch und Russisch bereits früh fließend Deutsch sprach. Eine angeborene Hüftfehlbildung wur- de falsch behandelt, ein Bein blieb des- halb verkürzt. Und so hinkte Luxemburg ihr Leben lang. Die sozialistische Politikerin Clara Zetkin sagte über sie: „Die kleine und zerbrechliche Rosa war die Verkörpe- rung einer unvergleichlichen Energie. Sie wusste immer, wie sie das Äußerste von sich fordern konnte, und sie ver- sagte nie […]. Ihre schwache Gesundheit und die Widrigkeiten ließen ihren Geist unbeeindruckt. Ihre freie Seele über- wand die Hindernisse, die sie umgaben.“ Luxemburgs Kampfgeist zeigte sich be-

15.1.1919 Sie und ihr Mitstreiter Karl Liebknecht werden von einer nationalisti- schen Miliz ermordet. 1914 Luxemburg lehnt das Kriegsvotum der Mehr- heit der Sozialdemo- kratischen Partei ab. ruhen im zaristischen Polen und wird für eini- ge Monate inhaftiert. 1905 Sie beteiligt sich an den revolutionären Un- 1898 Mit 27 Jahren lässt sie sich dauerhaft in Berlin nieder, wo sie sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) anschließt. 1871 Rozalia Luxenburg, so ihr polnischer Name, wird in eine jüdische Familie im von Russland beherrschten Polen geboren.

reits in ihrer Jugend. Ab 1884 besuchte sie das Zweite Frauengymna-

Mit nur 15 Jahren engagierte sich Rosa Luxemburg im Kampf gegen den Zarismus in ihrer Heimat Polen.

DIE RUSSISCHE REVOLUTION von 1905 in einer französischen Zeitschrift.

AKG / ALBUM

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