ROSA LUXEMBURG analysierte alles aus einer globalen Perspektive. Über Frauen sagte sie: „Eine Welt weiblichen Jammers wartet auf Erlösung. Da stöhnt das Weib des Kleinbauern, das unter der Last des Lebens schier zusammen- bricht. Dort in Deutsch-Afrika in der Kalahari-Wüste bleichen die Knochen wehrloser Hereroweiber, die von der deutschen Soldateska in den grausen Tod von Hunger und Durst gehetzt worden sind. Jenseits des Ozeans, in den hohen Felsen des Putumayo, verhallen, von der Welt ungehört, Todes- schreie gemarterter Indianer- weiber in den Gummiplantagen internationaler Kapitalisten.“ DIE ÜBEL DES KAPITALISMUS 40 JAHRE alt ist Rosa Luxemburg in etwa auf diesem Foto, das um 1911 entstanden ist.
des Kapitals“ von 1913 argumentierte sie, dass der Kapitalismus auf ständi- ges Wachstum angewiesen sei und nur durch die stetige Erschließung neu- er Märkte überleben könne. Das führe zwangsläufig zum Imperialismus, da die Großmächte um Rohstoffquellen und Absatzmärkte konkurrierten. Lu- xemburg sah darin die Hauptursache für den weltweit zunehmenden Milita- rismus und warnte vor den daraus ent- stehenden kriegerischen Konflikten. Luxemburg stellte sich den Sozialis- mus der Zukunft als eine tiefgreifende Umgestaltung der Arbeitsorganisation,
Land mit der am besten organisierten und einflussreichsten Arbeiterbewegung Europas. Um die deutsche Staatsbür- gerschaft und eine dauerhafte Aufent- haltserlaubnis zu erhalten, ging sie eine Scheinehe mit Gustav Lübeck ein. Aufstieg in Deutschland Nach ihrem Beitritt in die Sozialdemo- kratische Partei Deutschlands (SPD) gewann sie rasch Ansehen durch ihre Schriften, in denen sie die Ideen von Karl Marx weiterentwickelte und an das späte 19. Jahrhundert anpasste. In ihrem Hauptwerk „Die Akkumulation
junge Erwachsene vor der zaristischen Geheimpolizei fliehen. Doch ihre Per- sönlichkeiten unterschieden sich stark: Während Luxemburg gesellig und lei- denschaftlich diskutierfreudig war, galt Jogiches als verschlossen und misstrau- isch. Sie waren bis etwa 1906 ein Paar, blieben sich aber zeitlebens politisch verbunden. Später hatte Luxemburg eine Liebesbeziehung mit Konstan- tin „Kostja“ Zetkin, dem Sohn ihrer Freundin Clara. 1898 entschied sich Luxemburg, ihr Exil in der Schweiz zu verlassen und sich in Deutschland niederzulassen – dem
POLITIKGESCHICHTE 23
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