NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

DER BAUMEISTER Anton Pilgram auf einem Relief im Wiener Stephansdom, dessen Bau er Anfang des 16. Jahrhunderts leitete.

gesamte Werk oder einfach nur einen herausragen- den Steinmetz bezeichnen. Erst im gotischen Zeitalter wurden die Namen der Architekten der Kathedralen bekannt. So wie im Fall von Jean de Chelles, der 1258 zum Bau- leiter von Notre-Dame ernannt wurde und unter dessen Leitung die Nordfassade des Chors ein- schließlich der berühmten Rosette entstand. Die Südfassade wurde von seinem Nachfolger, dem bereits erwähnten Pierre de Montreuil, fertig- gestellt, der 1267 starb. Um 1300 übernahm Pierre de Chelles den Bau, möglicherweise ein Sohn oder Neffe von Jean de Chelles. Begehrt bei Freund und Feind Viele Architekten zogen von einem Land zum anderen – je nachdem, wo sie welche Arbeitsan- gebote erhielten. Ein Beispiel sind die Baumeis- ter der Kathedrale von Santiago de Compostela. Der erste, Bernardo der Ältere, sowie der letzte, Mateo, waren ihren Namen nach beide nicht von der Iberischen Halbinsel. Mit einem lebenslangen Jahresgehalt von 100 Maravedis, einer zu die- ser Zeit sehr bedeutenden Summe, die ihm von König Ferdinand II. von León angeboten wurde, übernahm Meister Mateo die Fertigstellung der Kathedrale vor ihrer Weihe im Jahr 1211. Ein weiteres Beispiel für einen umtriebigen Baumeister ist Alexandre de Berneval. Er wurde um 1367 in der Normandie geboren und reiste nach England. Später, im Jahr 1417, ging er nach Rouen, wo er im Dienste des Königs von Frank- reich arbeitete. Als die Engländer zwei Jahre danach die Stadt eroberten, engagierten die Inva- soren Berneval. Er sollte zusammen mit Jenson

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