es sei besser, den Sieger Cäsar zu hofieren, als den Verlierer Pompeius zu schützen. So wurde Cäsars Rivale getötet, kaum dass er im Hafen von Alexandria das Schiff ver- lassen hatte. Kurze Zeit später kam Cäsar in Alexandria an. Er wusste nichts von der Tragödie, die sich im Hafen abgespielt hatte, und wollte eigentlich Pompeius in die Hände bekom- men. Als man ihm den Kopf des ermorde- ten Konkurrenten präsentierte, weinte Cäsar pflichtschuldigst. Er beschloss, etwas länger zu bleiben, um sich über die aktuelle Situation im Königreich Ägypten zu informieren und die Machtverhältnisse zu sondieren. Kleopatra hatte er bis dahin noch nie gesehen. Das erste Zusam- mentreffen aber hinterließ bei ihm wohl einen bleibenden Eindruck. Laut der Überlieferung des antiken Autors Plutarch hatte sich Kleopatra die originellste Kontaktaufnahme der Antike ausge- dacht. Heimlich war sie nach Alexandria gekom- men. Von ihrem Bruder und seinen Unterstützern durfte sie auf keinen Fall entdeckt werden. Sie wusste, dass Cäsar einen Teil des königlichen Palastes bezogen hatte. Bei einbrechender Dun- kelheit näherte sie sich mit einem kleinen Boot. Vor dem Schlosstor ließ sie sich von einem Helfer namens Apollodoros in einen Sack wickeln und zu Cäsar bringen. Der Römer soll – so berichtet zumindest Plutarch – nicht schlecht gestaunt ha- ben, als sich der Inhalt des seltsamen Paketes als die verstoßene Königin Kleopatra herausstellte. Klug, listig und schön „Schon dieser listige Einfall“, erzählt Plutarch, „gewann Cäsars Herz, und vollends erlag er ihrer Anmut und dem Reiz ihres Umgangs.“ Er hebt auch die gewinnende Art als Kleopatras wichtigstes Ka- pital hervor und relativiert damit die Mythen und Legenden über die sagenhafte Schönheit, von der alle fest überzeugt sind, die den Hollywood-Klas- siker von 1960 mit Elizabeth Taylor in der Rolle der Kleopatra gesehen haben: „An und für sich war ihre Schönheit, wie man sagt, gar nicht so unver- gleichlich und von der Art, dass sie beim ersten Anblick berückte. Aber im persönlichen Umgang hatte sie einen unwiderstehlichen Reiz, und ihre Gestalt, verbunden mit der gewinnenden Art ihrer Unterhaltung und der in allem sie umspielenden
KEINE KLASSISCHE Schönheit, aber energisch, intelligent und anziehend soll Kleopatra gewesen sein. Diese Porträtbüste aus der Berliner Antiken-
sammlung gleicht der Darstellung der
Herrscherin auf Münzen ihrer Zeit. Ca. 50-26 v. Chr.
KLEOPATRA 39
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