NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

GROSSE WILD- GANSPAGODE Die um die Mitte des 7. Jahrhunderts errichtete Große Wildganspagode in der damali­ gen Hauptstadt Chang’an (heute Xi’an) war Teil eines buddhistischen Klosterkomplexes. Sie veranschaulichte die Autorität der Religionsge­ meinschaft. SEIDE ALS STATUSSYMBOL Am kaiserlichen Hof kleidete man sich in farbenpräch­ tige Seidenstoffe. Allein dem „Sohn des Himmels“ war die Farbe Gelb vorbehalten.

AKG / ALBUM

O hne viel voneinander zu wissen, standen spätestens im ersten Jahr- hundert nach Christus die beiden „Weltmächte“ miteinander in Kontakt: das chinesische und das römische Imperium. Waren und Erkenntnisse beider Kulturen erreichten ihre Bestimmungsorte jedoch in der Regel erst nach mehreren Jahren und vielen Zwischenstationen. Die Reichweite einzelner Karawanen blieb stets begrenzt – kein Wunder! Schließlich war das von unermesslichen Wüsten und Gebirgsketten durchzogene Terri- torium zwischen den Großreichen zumeist in viele kleinere Staaten und Konföderationen auf- gesplittert. Mehr noch als lokale Herrscher und die mit ihnen konkurrierenden Räuberbanden erschwerten die brütende Hitze im Sommer und die klirrende Kälte im Winter ein kontinuierliches Fortkommen. Behindert durch Sandstürme und

Schneetreiben, war der Transport eine Herausfor- derung für die Menschen sowie für die – äußerst genügsamen – Lasttiere wie Kamel und Esel. Der buddhistische Mönch Faxian schrieb 420 n. Chr. über die Schrecken der Taklamakan: „In der Wüste gibt es viele Dämonen und heiße Winde. Wer ihnen begegnet, kommt bis auf den letzten Mann um. Man sieht weder einen Vogel in der Luft noch irgendein Tier auf der Erde. Wenn man angestrengt nach allen Richtungen Ausschau hält, um den Weg für die Durchquerung zu finden, sucht man vergeblich; die einzigen Wegzeiger sind die ausgedörrten Knochen der Toten.“ Zu den wichtigsten Verpflichtungen des chi- nesischen Kaisers gehörte es, die Harmonie zwi- schen der Menschheit und dem Kosmos aufrecht- zuerhalten. Sein Machtanspruch war zumindest formal nicht auf ein fest umrissenes Territorium beschränkt, sondern erstreckte sich im Prinzip auf

Qin, 221–207 v. Chr.

Han, 207 v. Chr.–220

Tang, 618–906

AUSWAHL CHINE- SISCHER HERRSCHER- HÄUSER

REICHSEINIGUNG unter dem Ersten Kaiser, der die Nord- grenze durch ein System von Wällen absichert, die später zur Großen Mauer ausgebaut werden.

KONTAKTE und Konflikte Reisender und Kaufleute mit den Völkern der Steppe. Der Fernhandel mit Seide erreicht die Weltmacht im Westen, Rom.

BLÜTEZEIT des Tribut­ systems. Der Buddhismus wird durch den kaiserlichen Hof gefördert, zuweilen allerdings auch verfolgt.

48 NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

Made with FlippingBook flipbook maker