SEIDENSTRASSE: WOHER STAMMT DER NAME?
DER BEGRIFF „SEIDENSTRASSE“ ist relativ jung. Häufig wird er Ferdi- nand von Richthofen zugeschrieben, der ihn 1877 bei einer viel beach-
teten Vortragsveranstaltung in Berlin verwendete. Doch die Wortschöpfung muss schon einige Jahrzehnte früher stattgefunden haben – spätestens 1838, als Carl Ritter, neben Alexander von Humboldt Mitbegründer der wissen- schaftlichen Geografie, sie in seiner vielbändigen „Erdkunde“ gebrauchte. Doch kommt Richthofen das Verdienst zu, das Konzept eines kohärenten Ver- kehrsnetzes damit zu verbinden, das zwei Kontinente umfasste und auf große Resonanz in der Öffentlichkeit stieß. SEIDENRAUPEN AUF EINEM MAULBEERSTRAUCH (ILLUSTRATION AUS DEM JAHR 1900).
MAIJISHAN- GROTTEN
In den Fels gehau- ene Höhlentempel einer buddhisti- schen Klosteranlage am Maiji-Berg in der Nähe von Tianshui. zurück. Im Zent- rum befindet sich eine über 15 Meter hohe Monumental plastik des Buddha Amithaba mit zwei Begleitfiguren. Sie geht bis auf das ausgehende 4. Jahrhundert
Choreografie, die dem Rhythmus der oftmals ei- gens dafür komponierten Musik folgte und auch verschiedene Kunststücke einbeziehen konnte. Besonders eindrucksvoll müssen die Darbietungen bei den Feierlichkeiten gewesen sein, die jährlich aus Anlass des Kaisergeburtstags gegeben wurden, und es verwundert daher nicht, dass die „tanzen- den Pferde“ auch zu einem wichtigen Motiv in der Literatur wurden. Das mit Abstand am häufigsten erwähnte kaiser- liche Präsent war über viele Jahrhunderte hinweg die Seide. Unter diesem Begriff werden im Allge- meinen Gewebe zusammengefasst, deren Fäden aus den Drüsensekreten hergestellt werden, die beim Verpuppen verschiedener Schmetterlings- arten entstehen. Besonders hochwertige Qualität garantiert dabei der Seidenspinner, der sich im Raupenstadium bevorzugt von den Blättern des Weißen Maulbeerbaums ernährt und in China lange vor der Gründung des Kaiserreichs im Jahr 221 v. Chr. domestiziert wurde. Bis die Textilien auf dem Webstuhl Gestalt an- nahmen, waren mehrere Arbeitsschritte nötig,
Tanzende Pferde Unter den Geschenken für den Kaiser spielten Menschen eine wichtige Rolle, darunter Klein- wüchsige, Wahrsager, Gaukler, Artisten, Musiker und Tänzerinnen. Weitaus häufiger war jedoch die Überbringung von Pflanzen und Tieren. Nas- hörner und Löwen konnten dann in den kaiser- lichen Zoos bestaunt werden, Schoßhündchen und Papageien in den Palastanlagen; Geparde und Greifvögel setzte man bevorzugt bei der Jagd ein, Elefanten und Pferde bei der Kriegsführung. Allerdings waren die Verwendungsmöglichkeiten der Rösser weitaus größer. Vor allem zur Zeit der Herrschaft von Kaiser Xuanzong (reg. 712–756) erlangte die Begeisterung für das aus West- und Zentralasien stammende Polospiel und für perfekt inszenierte Dressurakte ein bis dahin ungekanntes Ausmaß. Nicht zuletzt der Herrscher selbst ergötzte sich an Vorstellungen, die ganze Herden von Pferden einbezogen. Bei den Vorführungen bewegten sich die Tiere dann nach einer festen
Der Austausch von Geschenken legitimierte auch die fremden Herrscher.
LACKIERTE HOLZDOSE MIT BLÜTENMOTIV (14. JAHRHUNDERT).
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