führt. Die von ihm so sehr ersehnte politische Revolution übertrug Beethoven auf eine rein klangliche Ebene. Die Partitur war das eigent- liche Schlachtfeld, auf dem sich die alte und die neue Ordnung gegenüberstanden, um unge- wöhnliche und innovative Horizonte zu finden, und Beethovens Musik wurde zu einer Revolu- tion, die bis heute andauert. es sich um ein Musikstück handelte, wie es bis dahin noch nie gehört worden war. Der Kritiker der Allgemeinen Musikalischen Zeitung bezeichnete es als „eine kühne, wilde und sehr umfangreiche Fantasie“ mit „schönen und überwältigenden Pas- sagen“. Die größten Widerstände betrafen die Dauer des Werkes, insbesondere seines ersten Satzes. Ein paar Jahre später wurde der erste Satz in einer Rezension in dersel- ben Zeitschrift als „beeindruckend, kraftvoll und erhaben“ bezeichnet. Es herrschte bereits die allgemeine Überzeugung, dass man es mit einem Wendepunkt in der Geschichte der Musik zu tun hatte – radikale musikalische Ideen, gepaart mit aufgeklärtem Idealismus. „KÜHNE UND WILDE FANTASIE“ D ie Sinfonie Nr. 3 löste bei ihren ersten Zuhörern einen wahren Schock aus. Bewunderer und Kri- tiker des Werkes erkannten, dass
INNENRAUM des Theaters an der Wien bei der Uraufführung von Beethovens einziger Oper, „Fidelio“, im Jahr 1805.
ERICH LESSING / ALBUM
dem Jahr 1799) oder die Arrangements von Volks- liedern, mit denen seine Musik in die Häuser seiner Anhänger gelangte. Dagegen löste der einzigartige und bahnbre- chende Beethoven der 3. oder der 5. Sinfonie gemischte Reaktionen aus, die sowohl Lob als auch Kritik enthielten. Seine letzten Sonaten und Quartette wurden von seinen Zeitgenos-
DAS LIEBLINGS- INSTRUMENT
Beethoven hatte eine besondere Vorliebe für das Klavier, für das er 32 Sonaten komponierte. Unten ein Hammerklavier aus Beethovens Besitz. Kunsthistorisches Museum, Wien.
sen fast einhellig missverstanden und gelangten erst im 20. Jahrhun- dert als geniale Werke dauerhaft in das Repertoire. Die Werte, die Beet-
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hoven seit seiner Zeit in Bonn im Herzen trug, blieben eine innere Spannung, Sinnbilder einer Utopie, die in der Welt vielleicht nicht realisierbar war. Wie die Erfahrung der Fran- zösischen Revolution und der Werdegang Napoleons gezeigt hatten, hatte ihre Umsetzung fast sofort zu ihrer völligen Entstellung ge-
BÜCHER Der empfindsame Titan: Ludwig van Beethoven im Spiegel seiner wichtigsten Werke Christine Eichel, Pantheon 2024 Beethovens Eroica und Prometheus-Musik Sujet-Studien Constantin Floros, Florian Noetzel 2008
MUSIKEMPFEHLUNGEN AUF CD Beethoven: Symphony No. 3 Chamber Orchestra of Europe, Dirigent: Nikolaus Harnoncourt, Teldec
Beethoven: Symphonies 3 & 4 Gewandhausorchester Leipzig, Dirigent: Riccardo Chailly, Decca
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