DAS TESTAMENT VON HEILIGENSTADT „O ihr Menschen die ihr mich für Feindseelig
Verzweiflung, es fehlte wenig, und ich en- digte selbst mein Leben – nur sie die Kunst, sie hielt mich zurück, ach es dünkte mir unmöglich, die Welt eher zu verlassen, bis ich das alles hervorgebracht, wozu ich mich aufgelegt fühlte, […]. Gottheit du siehst herab auf mein inneres, du kennst es, du weist, daß menschenliebe und neigung zum Wohlthun drin Hausen, o Menschen, wenn ihr einst dieses leset, so denkt, daß ihr mir unrecht gethan, […] lebt wohl und Vergeßt mich nicht ganz im Tode, […].“
störisch oder Misantropisch haltet oder erkläret, wie unrecht thut ihr mir, ihr wißt nicht die geheime ursache von dem, was euch so scheinet, […] aber bedenket nur daß seit 6 Jahren ein heilloser Zustand mich befallen, […], ach wie wär es möglich […] daß ich da die Schwäche eines Sinnes angeben sollte, der bey mir in einem Vollkommenern Grade als bey andern seyn sollte, […]. o ich kann es nicht, drum verzeiht, wenn ihr mich da zurückweichen sehen werdet, […] aber welche Demüthigung wenn jemand neben mir stund und von weitem eine Flöte hörte und ich nichts hörte, oder jemand den Hirten Singen hörte, und ich auch nichts hörte, solche Ereignisse brachten mich nahe an
HÖRROHR, das der Erfinder Johann Mäzel für Beethoven hergestellt hat, obwohl nicht bekannt ist, ob er es wirklich verwendet hat. GRANGER / AURIMAGES
ANSICHT von Heiligenstadt, Anfang des 19. Jahrhunderts. Aquarell von Johann Tobias Raulino. Stadtmuseum Wien. t, s.
BEETHOVEN 63
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