ein falscher Prophet war. Ein Gericht befand sie für unzurechnungsfähig und wies sie in eine psy- chiatrische Anstalt ein. Sie bestand darauf, dass sie auf eigene Faust gehandelt habe, doch die Polizei glaubte ihr nicht: Sie hätte sich die Reise nach Pokrowskoje gar nicht leisten können. In ei- nem auf Russisch veröffentlichten Buch von Ilio- dor, der mittlerweile in den Vereinigten Staaten im Exil lebte, gab dieser sogar zu, dass er hinter dem Anschlag steckte. Handelte er allein? Nach dem Anschlag überquerte er mit dem Auto die Grenze nach Finnland – ein Hinweis darauf, dass er von mächtigen Hintermännern in irgendeiner Form geschützt wurde. DER ANGRIFF DER FRAU OHNE NASE
A m 12. Juni 1914 sprach eine Frau Rasputin in Pokrowskoje an, ihr Gesicht war mit einem Schleier bedeckt. Er griff in seine Taschen und suchte nach einer Münze, weil er sie für eine Bettlerin hielt. In dem Moment stieß sie ihm ein Messer in den Bauch. Rasputin, schwer verwun- det, rettete sich in die Kirche, während eine von den Schreien angezogene Menschenmenge die Frau aufhielt. Rasputin sagte der Polizei, dass sein Gegner, der Mönch Iliodor, hinter dem Angriff stecke. Der Angreiferin, Chinija Gussewa, fehlte die Nase. Diese hatte sie nach eigenen Angaben aufgrund einer Medikamentenreaktion im Al- ter von 13 Jahren verloren (wobei in der Presse behauptet wurde, dies sei auf Syphilis zurückzu- führen). Gussewa, eine Anhängerin von Iliodor, war überzeugt, dass Rasputin ein Wüstling und
RASPUTIN erholt sich nach seiner Operation im Juli 1914 im Krankenhaus von Tjumen von dem Attentat.
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