Secondhandshop gekom- men? Die Antwort: mögli- cherweise als Kriegsbeute. Als amerikanische Truppen im Frühjahr 1945 Aschaffen- burg einnahmen, wurden Teile des Pompejanum und seiner Sammlung zerstört; Soldaten könnten einige Stü- cke entwendet haben. Stephennie Mulder, Profes- sorin für Kunstgeschichte in Austin,vermutet,dassdienun aufgefundene Büste dazuge- hörte. Entweder habe „ein US-Soldat sie selber geplün- dert oder sie von jemandem erworben, der das Objekt ge- plündert hat“. So könnte der Kopf in die USA gelangt sein. Da das Pompejanum die Büste nie offiziell veräußert hatte, war Young auch nicht die rechtmäßige Besitzerin und durfte ihr Schnäppchen
weder verkaufen noch be- halten. Nun wird die Büste zunächst im texanischen San Antonio Museum of Art ausgestellt. Im kommenden Jahr wird sie ins Pompejanum zurückkehren. Derzeit kursieren zwei Ver- mutungen zur Identität des Porträtierten: Es könnte sich um den Sohn des Pompeius Magnus handeln, einst Gegen- spieler Cäsars – oder um den Feldherrn Drusus Germanicus (38–9 v. Chr.). Will Laura Young den etwas mürrisch blicken- den Römer wiedersehen? „Mein Mann reist gelegentlich beruflich nach Europa“, sagt sie, „daher planen wir bereits einen Abstecher nach Deutschland. Wir haben schon mehrere Einladungen nach Aschaffenburg erhalten.“ ALEXANDER MÜLLER
DIE TEXANERIN UND DER RÖMER Laura Young mit der le- bensgroßen Porträtbüste aus dem Secondhandshop .
FORSCHUNG
Gemüse für den König Neue Analysen zeigen, dass die angelsächsischen Edelleute weniger Fleisch aßen als bisher angenommen
D ie Elite genießt Fleisch im Überfluss – die Bau- ern ernähren sich von Getreidebrei – diese Vorstel- lung vom Leben im Mittelalter ist weitverbreitet. Dass dies zumindest nicht immer und überall zutraf, konnten die Bioarchäologin Sam Legett von der University of Edin burgh und der Historiker Tom Lambert von der University of Cambridge durch Kno chenanalyse nachweisen. Sie untersuchten mittelalterliche Knochen von 300 Personen
und griffen auf bereits vorlie- gende Daten von 1700 weite- ren Individuen aus englischen Gräbern aus dem 5. bis 11. Jahr- hundert zurück. Das Ergebnis: Sowohl die Isotopenzusam- mensetzung in den Skeletten aus den reich ausgestatten Ruhestätten als auch die aus den ärmeren deutete nicht da- rauf hin, dass die eine Gruppe mehr tierische Proteine zu sich nahm als die andere. Auch zwischen den Geschlechtern gab es keine großen Unter- schiede; diese hingen eher
vonFaktorenwiebeispielswei se der Umwelt ab. Überlieferte angelsächsische Listen aus dem 7. und 8. Jahrhundert mit recht hohen Fleischabgaben waren also wahrscheinlich eher für ein besonderes Fest- mahl denn als regelmäßige Abgabe gedacht. AM
TAFELFREUDEN Selbst beim Adel kam Fleisch im frühen Mittel- alter wohl nur zu hohen Anlässen auf den Tisch. Basis der Ernährung war Getreide – über alle Stan- desgrenzen hinweg.
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