NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

MOIKA-PALAST Das Foto zeigt die große Treppe der prächtigen Residenz der Familie Jussupow am Fluss Moika in St. Petersburg.

A. GAROZZO / AKG / ALBUM

EIN VERWUNDETES, LEIDENDES VOLK Rasputin sah voraus, dass der Krieg nur Leid über das russische Volk bringen würde. Unten: Propaganda­ plakat von Leonid O. Pasternak mit einem Aufruf zur Hilfe für die Opfer des blutigen Krieges. AKG / ALBUM

Er rekrutierte Großfürst Dmitri Pawlowitsch Ro- manow, einen Cousin von Nikolaus, den dieser wie einen Sohn liebte. Die dritte beteiligte Person war der rechtsextreme Duma-Abgeordnete Wla- dimir Purischkewitsch. Am 30. Dezember 1916 lockte Jussupow Rasputin mit dem Versprechen in seinen Palast, dass er Irina sehen würde, eine Schönheit, von der Rasputin fasziniert war. Laut Darstellung Jussupows gab man Rasputin mit Zy- ankali versetzten Wein und Kuchen, doch das Gift zeigte keine Wirkung. Daraufhin schoss ihm Jus- supow in den Rücken. Man hielt ihn für tot, doch Rasputin rappelte sich auf und versuchte, durch den Palasthof zu fliehen. Purischkewitsch feuerte weitere Schüsse ab und traf zweimal. Dann fesselten sie den noch lebenden Rasputin, fuhren ihn im Auto ans Newa-Ufer und warfen ihn durch ein Loch im Eis in den Fluss. Diese Schilderung aus Felix Jussupows Buch über die Mordnacht ist umstritten. Dem russischen Historiker Edward Rad- sinski zufolge aß Rasputin nichts Süßes – seiner Meinung nach sollte Jussupows Schilderung die Tatsache verschleiern, dass Dmitri Pawlowitsch Rasputin getötet

hatte. Dies hätte verhindert, dass er im Fall eines Staatsstreichs die Nachfolge des Zaren hätte an- treten können. Einer anderen Theorie zufolge wa- ren sogar die Briten – Gegner Russlands im Ersten Weltkrieg – in den Mord verwickelt (s. Seite 76). Sie wollten demnach verhindern, dass Russland einen Separatfrieden mit Deutschland schloss, wie es Rasputin angeblich wollte. Rasputin wurde in den Fundamenten einer Kapelle in Zarskoje Selo beerdigt. Nur drei Mo- nate später, nach der Abdankung des Zaren am 15. März 1917, grub man den Leichnam aus und brachte ihn in die Hauptstadt. Was dann geschah, ist so mysteriös wie viele Details in Rasputins Le- ben: Lange hieß es, der Körper sei im Wald ver- brannt worden. Inzwischen nimmt man an, dass er im Polytechnischen Institut von St. Petersburg eingeäschert wurde.

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BÜCHER Und die Erde wird zittern: Rasputin und das Ende der Romanows Douglas Smith. Theiss, 2017 Der letzte Zar: Der Untergang des Hauses Romanow György Dalos. C. H. Beck, 2017

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