Aufteilung der Provinzen der Inseln Kyushu, Shikoku und Honshu im Jahr 1903, nach dem Ende des letz- ten Shogunats.
S ie ist eine der bekanntesten kriminel- len Organisationen der Welt: die japa- nische Yakuza. Ihre Mitglieder, die sich unter anderem mit Erpressung, Prosti- tution, illegalem Glücksspiel und Drogenhandel befassen, operieren im Verborgenen, folgen einer strengen hierarchischen Struktur und halten sich an einen eigenen Ehrenkodex, der ihnen half, über Jahrhunderte hinweg zu bestehen. Ähnlich wie die Mafia und die Camorra in Ita- lien verfügt auch die Yakuza über eine lange, von Mythen und Legenden umrankte Geschichte. Über ihre Ursprünge existieren zwei Theorien: Die eine führt sie auf ehemalige Samurai zurück und datiert ihre Entstehung auf das 17. oder 18. Jahrhundert, während die andere ihren Ur- sprung bei den Glücksspielern und Straßen- händlern des 19. Jahrhunderts sieht. Nach einer Theorie entstand die japanische Mafia mit dem Niedergang der Kriegerkaste, die Japan im Mittelalter beherrscht hatte. Als Ieya- su Tokugawa 1603 zum Shogun – dem Militär- diktator, der im Namen des Kaisers regierte – er- nannt wurde, endeten über 150 Jahre blutiger Konflikte, und Japan trat in eine 200-jährige Frie- densperiode ein. Die Edo-Zeit – benannt nach der Stadt Edo (dem heutigen Tokio), in der die neue Regierung saß – war geprägt von innerer Stabili- tät, brachte jedoch auch eine strikte politische und wirtschaftliche Abschottung vom Rest der
Welt mit sich. Dieser Frieden beraubte die Sa- murai ihrer angestammten Funktion als Krieger. Während einige in der wachsenden Kauf- mannsschicht, der zivilen Bürokratie oder als philosophische Gelehrte neue Aufgaben fanden, verfielen andere der Kriminalität: Sie begannen, Kaufleute zu erpressen sowie Dörfer und kleine Städte zu plündern. Diese Gruppen, bekannt als Kabukimono, zeichneten sich durch ihre auf- fällige Kleidung, ungewöhnliche Frisuren und ihre extreme Gewaltbereitschaft aus. Es wird be- richtet, dass sie mit ihren traditionellen Schwer- tern, den Katana, wahllos Menschen angriffen,
um die Schärfe ihrer Klingen zu testen. Die Reichen suchten Schutz
Von den Idealen des Bushido – des Samurai- Kodex, der Werte wie Ehre, Loyalität, Disziplin und Gerechtigkeit betonte – war in ihrem Han- deln kaum noch etwas übrig. Sie galten nur noch als Schatten der einst edlen Krieger und wur- den als Ronin, „herrenlose Samurai“, bezeichnet. Das Wort „Kabukimono“ („exzentrische Leute“) verweist auf ihre bunten Gewänder, die an die Kostüme der Kabuki-Schauspieler erinner- ten, einer beliebten Theaterform des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Übergriffe der Ronin führten dazu, dass sich wohlhabende Bürger des Tokugawa-Shogu- nats gegen sie schützen wollten. So entstanden
78 NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY
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