EINFLUSS DES ISLAM Der Kontakt mit der muslimischen Kultur in Südspanien prägte auch den Adel in Südfrank reich. Drei Musikan ten, abgebildet auf einem kunstvollen
Gefäß, der „Pyxis von al-Mughira“ (10. Jahrhundert, Louvre, Paris).
BURG PUIVERT Südwestlich von Carcassonne er hebt sich die Burg Puivert. Im Bergfried befindet sich die „Halle der Musiker“ mit Skulpturen. Sie erinnert an ein berühmtes Treffen von Troubadouren, das hier angeblich im 12. Jahrhundert stattfand.
ORONOZ / ALBUM
großer Perfektion auf; ihr Ursprung ist jedoch rätselhaft und wird in der Forschung seit Länge- rem leidenschaftlich diskutiert. Kaum zu bestreiten ist wohl der Einfluss der ersten volkssprachlichen Dichter des Frühmit- telalters; die äußere Form der Liebesverse ent- spricht der alter kirchlicher Lieder. Einige For- scher sehen zudem einen Zusammenhang mit der arabischen Poesie im damals von Muslimen beherrschten Süden Spaniens. Als die Adligen Südfrankreichs 1064 in einem gemeinsamen Kreuzzug nach Barbastro im Nordosten Spani- ens zogen, um gegen die Mauren zu kämpfen, lernten sie dabei auch die andalusischen Qiyân kennen: Diese Sängersklavinnen trugen Lieder vor, die mit Lautenmusik begleitet wurden. Laut dem arabischen Historiker Ibn Hayyan waren ihre
Im 14. Jahrhundert tauchte zum ersten Mal der Begriff occitanus auf; heute spricht man von der okzitanischen Sprache. Die Troubadoure, die sich in ihren Werken der Sprache des Volkes bedienten, gaben den Anstoß zur ersten anspruchsvollen europäischen Lyrik in moderner Sprache. Im Gegensatz zu den frü- hen Spielmännern und Minnesängern, die sich auf das Singen oder Rezitieren von Gedichten beschränkten, beherrschten die sozial höherge- stellten Troubadoure die Kunst des trovar (auf Okzitanisch trobar ) – sie konnten zugleich Verse und Musik „finden“ oder „erfinden“. Heute sind von den rund 450 bekannten Künstlern noch etwa 2500 Kompositionen er- halten. Überraschenderweise tauchte die Trou- badourdichtung um das Jahr 1090 gleich in
247-222 v. Chr.
138 v. Chr.
2500 v. Chr. ALS ERSTER TROU- BADOUR gilt Wilhelm IX., Herzog von Aquitanien und der Gascogne. Sein Wirken prägt entschei- dend die Verbreitung der Troubadourlyrik. 1071–1126
12. Jahrhundert
1209–1244
ZU LEBZEITEN DER ELEONORE von Aquitanien, Ehefrau Ludwigs VII. von Frankreich und später Köni- gin von England, verbreitet sich das Ideal der höfischen Liebe in Europa.
DER KREUZZUG gegen die Katharer schwächt den unabhängigen Adel in Südfrankreich und been- det dort die Förderung der Troubadoure, die nach Spanien weiterziehen.
MIT SCHWERT UND FEDER
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