NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

VENUS VON LAUSSEL Einige der Venusfiguren sind in Stein ge- schnittene Flachreliefs. An der französischen Fundstelle Laussel wurde die sogenannte „Dame mit dem Horn“ entdeckt, deren Physiognomie an eine ältere Frau erinnert. Ihre Einzigartigkeit rührt von dem Horn her, das sie in der rechten Hand hält und das wahr- scheinlich ein Wisenthorn mit 13 Einkerbun- gen ist. Manche deuten das Horn als Symbol für Männlichkeit – demnach stellt das Kunst- werk die Frau-Mann-Komplementarität dar. Das Horn könnte jedoch auch für Überfluss und Wohlstand stehen. Ein weiterer Vorschlag bringt die 13 Linien mit den Vollmonden eines Jahres in Verbindung, was auf den Menstru- ationszyklus verweisen könnte (traditionell sind die Linien mit dem Vollmond verbunden und markieren die Menstruationszyklen eines Jahres). Jede dieser Interpretationen lässt sich jedoch mit der Fruchtbarkeitsthematik verknüpfen.

RELIGIÖSE IKONEN?

DIE ERSTEN VERTRETER von Homo sapiens in Europa waren die Schöpfer der weiblichen Statuetten aus dem Paläolithikum. Manche Forscher vertraten die – heute nicht mehr gebräuchliche – These, dass es sich bei den Figuren um Göttinnen, vielleicht Frucht- barkeitsgöttinnen handelte. Die religiöse Vorstellung von den sogenannten Mut- tergöttinnen war in späteren Kulturen wie der mesopotamischen tief verwurzelt. Die Forscher sahen in den paläolithischen Ge- sellschaften den Ursprung dieser Mytholo- gie. Die Figuren wären demnach als Ikonen verehrt, gar angebetet worden, weil man sie als göttliche Wesen betrachtete.

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