Bergsteiger

Bergszene 09∕25 NEWS / MENSCHEN / HIGHLIGHTS

DEUTSCHE BEZEICHNUNGEN IN DER DISKUSSION Neue Namen für Südtiroler Berghütten?

Ein »Denkanstoß« von Ingrid Beikircher, der Vizepräsidentin des Südtiroler Alpenvereins, in der Zeitschrift des Vereins sorgt derzeit für kontroverse Diskussionen. Südtiroler Schutzhütten, die Namen deutscher Städte tragen, sind laut Beikircher »nicht mehr zeitgemäß«. Sie schlägt vor, die Hütten »nach dem Standort, der Gegend oder der alpinen Lage« zu benennen. Damit wäre für sie auch die italienische Übersetzung stimmig. Tatsächlich tragen viele Hütten in Südtirol zwei oder drei Namen, die auf die wechselhafte politische Geschichte der Region zurückgehen. Die meisten Häuser wurden im 19. Jahrhundert von Sektionen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins erbaut und nach diesen benannt. Nach dem Ersten Weltkrieg gingen 78 Hütten an Italien über. Die deutschen Namen blieben erhalten, wurden aber teilweise durch italienische ergänzt. 1999 über- nahm schließlich die Provinz Südtirol 25 dieser Hütten, so etwa die Kasseler Hütte, die Regensburger Hütte oder die Marburger Hütte. Um diese Hütten geht es in der aktuellen Debatte. Kritik an Beikirchers Vorschlag kommt vor allem von Politikern und dem Südtiroler Heimatbund (SHB). Dieser warnt, die jahrzehntealte geschicht- liche Verwurzelung vieler Hüttenbezeichnungen leichtfertig zu kappen. »Namen wie ›Regensburger Hütte‹ sind Ausdruck der alpinen Erschlie- ßungsgeschichte und Teil unserer kulturellen Identität«, so der SHB. Klar ist, dass das Namensrecht beim Eigentümer, der Provinz Südtirol, liegt. Die Landesregierung äußerte sich allerdings noch nicht zum Vorstoß. –sm–

Flaggerschartenhütte, Marburger Hütte und Rifugio Forcella Vallaga: Gleich drei Namen sind für das Haus am Flaggersee gebräuchlich.

12 BERGSTEIGER 09/25

Made with FlippingBook flipbook maker