sein. Ihre Gäste sollen die Bergwelt mit an- deren Augen sehen. Unterwegs vom Berg- dorf Planeil ins Bergsteigerdorf Matsch bleibt sie immer wieder stehen, bückt sich und zeigt Besonderheiten am Wegesrand. »Das ist hier ist die Landkartenflechte«, sagt sie und deutet auf neongrün-gelbe, münzgroße Flechten auf einem Stein. »Bis sie diese Größe erreichen, dauert es etwa 80 Jahre. Sie sind also alle sehr alt und sie mögen die feuchte Umgebung hier im Wald, genauso wie der Baumbart.« Usnea filipen- dula ist eine weitere Flechtenart, die von den Zweigen der Nadelbäume hängt und dem Wald ein verwunschenes Aussehen
verleiht. Tiziana hebt einen Zirbenzapfen vom Boden auf. »Der Tannenhäher hat schon alle Kerne, die Pinienkernen ähneln, herausge- pickt. Wenn man die Kerne früh genug erntet, kann man daraus Likör machen. Weil die Zap- fen sehr harzig sind, schmilzt man in der Regel vorher im Holzofen das Harz heraus.« Schatten & Sonne Dann kommen wir auf das offene Plateau der Spitzigen Lun, die überhaupt nicht spitz ist. Rundum eröffnet sich ein toller Blick: unter uns der Obervinschger Talkessel mit den Or- ten Mals und Glurns. Auf der anderen Seite des Tals erheben sich die Ortler-Alpen und die
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