Touren & Regionen ∕ Dolomiten
Unter den Westwänden von Heiligkreuzkofel und Zehnerspitze
deutlich mehr Höhenmeter. Die nächsten zwei Nächte verbringen wir in Corvara, wo wir schon beim Aufwachen vom Bett aus das Panorama auf die »bleichen Berge« ge- nießen. Faszinierender Blütenzauber Als wir am nächsten Tag über die Armen- tara-Bergwiesen wandern, bleibt Nelion immer wieder stehen. Er riecht an den Blü- ten und bringt mich in Erklärungsnot, wa- rum er nicht alle pflücken darf. Die große Artenvielfalt der Wiesen im Naturpark Fanes-Sennes-Prags, darunter seltene Or- chideen, konnte nur durch extensive Land- wirtschaft ohne Düngung oder Drainagen erhalten bleiben. Direkt vor uns erheben sich die hohen Westwände von Heiligkreuzkofel und Zeh- nerspitze, mögliche Gipfelziele für ambitio- nierte Wanderer. Wir erreichen die Heilig- kreuz-Kirche und das ehemalige Heilig- kreuz-Hospiz, das heute als Rifugio La Crusc betrieben wird. Auf der Terrasse haben wir die Wahl zwischen Polenta oder Pasta zur Stärkung, bevor wir entlang des Kreuzwegs durch den duftenden Lärchen- und Zirben- wald nach St. Kassian absteigen. Der vierte Tag beginnt mit einer Seil- bahnfahrt bis zur Bergstation Vallon auf 2526 Metern. Statt der einfachen Variante über die Pralongià-Hochebene entscheiden wir uns heute für die mittlere Tour am Sel- lastock. Wie jeden Tag denken wir, dass die Ausblicke kaum spektakulärer werden kön- nen – und doch eröffnet sich erneut eine atemberaubende, hochalpine Szenerie. Die
der Seiser Alm, eingerahmt von einem Kranz aus grauen Felswänden. Mitte Juni herrscht auf der größten Hochalm Europas noch recht wenig Touristenrummel. Von der Williamshütte oberhalb von Saltria be- gleitet uns das Pfeifen der Murmeltiere bis zur Plattkofelhütte am Fassajoch. Von den Sonnenbänken vor der Hütte blicken wir direkt auf die Gletscher der mächtigen Marmolada (3343 m), den höchsten Berg der Dolomiten. Ein kurzer Wink zum Platt- kofel, dann wandern wir weiter auf dem Höhenweg zum Col Rodella. Überwältigt von den Eindrücken des Tages genießen wir in unserem Hotel im Fassatal ein Menü mit Südtiroler Spezialitäten. Unser Koffer wurde direkt hierher geliefert – ein unge- wohnter Luxus, den ich bei dieser Mutter- Sohn-Wanderung doch zu schätzen weiß. Genuss und Komfort Auf der Dolomites Ronda erleben wir eini- ge der schönsten Plätze der Dolomiten. Jeden Tag können wir zwischen drei Vari- anten unterschiedlicher Schwierigkeit und Länge wählen. Die einfachen Varianten sind ideal für gemütliche Wanderer, Senio- ren oder Familien mit Kindern. Bei den mittelschwierigen Routen kommen durch- schnittlich trainierte Bergwanderer auf ihre Kosten. Die anspruchsvollen Etappen bie- ten alpine Wege, Klettersteige und Dreitau- sender-Gipfel. Dazu gibt es ein Rundumsor- glospaket mit Übernachtungen in Hotels, Gepäcktransport, Seilbahnunterstützung sowie einer App mit GPS-Tracks und Rou- tenbeschreibungen. Vom Endpunkt der Wanderungen fahren wir mit dem öffentli- chen Bus oder einem Shuttle zum Hotel.
Der zweite Wandertag führt uns in den Naturpark Puez-Geisler. Wieder folgen wir einem Höhenweg, der sich am Fuße der zerklüfteten Pizes da Cier oberhalb des Grödner Jochs entlangschlängelt, während die Wiesen unter uns ins Tal von Colfosco abfallen. Auf der gegenüberliegenden Tal- seite erhebt sich die Sellagruppe wie ein Bollwerk aus Dolomitgestein – eine steiner- ne Festung mit senkrechten Wänden und zackigen Türmen. Bei unserer einfachen Variante lassen wir die Gipfel auch heute aus. Wer die an- spruchsvolle Route wählt, sammelt beim Aufstieg über das Crespeina- und das Ci- ampei-Joch zur Karsthochfläche Gardenac- cia und zum Piza de Gherdenacia (2673 m)
Über den Fassaner Höhenweg erreicht man am letzten Tag der Runde die traditionelle Rotwandhütte.
40 BERGSTEIGER 09/25
Made with FlippingBook flipbook maker