Wissen & Personen ∕ Sicherheit
Manchmal, aber nicht immer, helfen Stahlseile über steile Stellen.
Felsig und steil: Jetzt heißt es, Hand anlegen!
Bewegung im Fels herantasten. Wer sich vorbereiten möchte, kann in nicht absturz- gefährdetem Gelände ein bisschen herum- probieren. Das hilft besonders, um Vertrau- en in die Füße zu bekommen. »Für einen guten Stand ist das Schuhwerk entschei- dend. Da sollte eine ordentliche Sohle drauf sein«, betont der Bergführer. Ob Halbschuh oder Stiefel ist teils Geschmackssache, hängt aber auch vom Gelände ab: Kommen viel Geröll, Gletscherpassagen und ähnli- ches dazu, ist ein Bergstiefel erforderlich, fürs Kraxeln in weniger alpiner Umgebung reicht vielen auch ein guter Zustiegsschuh. Reiner Taglinger rät außerdem, die Schuhe am Übergang von Wald zu Fels gut abzu- klopfen. In kleinen Schritten Weil beim ungesicherten Klettern jede Be- wegung sitzen muss, ist es wichtig, nicht zu hetzen und sich Zeit zu nehmen, um nach guten Griffen und Tritten zu schauen. Klei- ne Schrittfolgen sind kraftsparend und ver- helfen zu einem sichereren Stand. Gerade für Ungeübte gilt die Drei-Punkte-Regel: Es bewegt sich immer nur ein Körperteil, also
eine Hand oder ein Fuß, die anderen drei bleiben am Felsen. Rauf geht es in der Regel leichter als runter. Deshalb sollte man sich zwischen- durch immer wieder fragen, ob man in die- sem Gelände auch wieder abklettern kann. Und zwar auch dann, wenn der Abstieg über eine andere Route verläuft, schließlich sind Notfälle und Verhauer nie ausgeschlos- sen – gerade im Kraxelgelände, wo die Mar- kierungen durchaus spärlich sein können. Beim Blick zurück kann man sich zudem wichtige Wegmarken einprägen, um sich die Orientierung im Abstieg zu erleichtern. Für das Abklettern gelten im Prinzip dieselben Regeln wie für den Aufstieg, al- lerdings spielt hier die Psyche eine größere Rolle. »Hier geht’s aber ganz schön runter«, dürften sich die meisten Bergsteiger schon mal gedacht haben. Besonders schotterbe- deckte Einser-Stellen empfinden viele als unangenehm. In solchem Gelände sind gut platzierte Füße und die richtige Oberkör- perhaltung entscheidend. »Der Schwer- punkt muss über den Füßen liegen. Einige machen aber intuitiv das Gegenteil, bringen den Oberkörper zu nah an die Wand oder
E s gibt Gelände, das viel ver- zeiht«, sagt Bergführer Reiner Taglinger. »Und solches, in dem nichts schief gehen darf. In dem ein kleiner Stolperer der letzte sein kann.« Kraxelgelände ist oft so ein Gelände: also Fels und Schrofenge- lände im ersten und zweiten Schwierigkeits- grad, möglicherweise steil und ausgesetzt – oft zu einfach, um ein Seil mitzunehmen, aber zu schwierig, um noch als reines Berg- wandern durchzugehen. Manchmal sind es nur ein paar Meter, manchmal verläuft ein großer Teil der Tour in solchem Terrain. »Beim Kraxeln oder einfachen ungesi- cherten Klettern kommt es auf die Übung an«, sagt Reiner Taglinger, der beim VDBS Vorstand für Ausbildung ist. Man sollte nicht gleich mit der Watzmannüberschrei- tung starten, sondern sich langsam an die
50 BERGSTEIGER 08/22
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